Zwischen Erinnerung und Gegenwart: Eine Geschichte über queere Liebe und Migration
Dieses Buch erzählt von Männern und ihrer queeren Liebe und die Geschichten ihrer Ehefrauen. Um Frauen, die sich betrogen fühlen und einer Vergangenheit, die sich nicht abschütteln lässt.
Im New Yorker Chinatown erinnert sich Old Second an seine Kindheit in einem kleinen Dorf in China ohne Strom und Gas. Eine Kindheit geprägt von harter Arbeit, Gewalt und Armut. Schon früh müssen seine Geschwister und er arbeiten. Sie besuchen die Schule nur kurz und ihr Leben ist vorherbestimmt. Zu dieser Zeit trifft Old Second einen besonderen Freund, Shun-Er. Doch es gibt keinen Raum für persönliche Eigenheiten und eine Liebe, die nicht sein darf.
Eine besondere Rolle spielt das Arbeiterkino in Mawei, dass als geheimer Sehnsuchtsort für die Liebenden dient. Der Filmvorführer, der in Filmen mehr sieht als eine auf Wand projizierte Bilderfolge, wird zum Schutzpatron der geheimen Liebesstätte. Doch die Liebe zueinander und das Arbeiterkino werden Old Second und Shun Er zu Verhängnis.
Jahre später lebt Old Second mit seiner Frau Bao Mei, die im Arbeiterkino an der Kasse saß, in Amerika. Auch Bao Mei trägt ein schweres Schicksal, welches sie mit in ihre neue Heimat nimmt.
Der Roman erzählt über Liebe, Verlust, Trauer und Migration. Von einem entbehrungsreichen Leben chinesischen Arbeiter und Migrantinnen in den USA, deren Perspektiven sich erst Jahrzehnte später vermeintlich zu verbessern scheinen. Zeitlich erstreckt sich die Handlung der Geschichte von den 1980ern in China bis zur Corona Pandemie. Spannend ist, wie Tang viele Handlungsstränge in seinem Text verwebt, die am Ende wieder zusammenfinden.
Die Szene in der Bao Mei die Geschichten all jener Menschen, die ihr Leben gestreift haben in literarischen Briefen weiterschreibt, hat mir sehr gut gefallen: eine prekäre Arbeiterin und Migrantin als Autorin. Bao Mei geht um die Würde eines queeren Lebens und um die Männer, die sie einst im Arbeiterkino vor unerwünschten Fragen und Besuchen schützte.
Leider hat die Spannung des Buches im letzten Drittel deutlich nachgelassen. Am Ende ging alles etwas schnell, sozusagen im Zeitraffer erzählt. Die Zeit- und Erzählerwechsel sind literarisch gut gemacht, allerdings erschweren sie an manchen Stellen das Lesen.
Trotzdem ist dieses Buch wichtig. Es thematisiert Queer Sein, gesellschaftliche Intoleranz, Rigidität und Migration – und es zeigt die persönliche Ebene mit all dem Schmerz und der Wut von Menschen, die ihr Leben nicht leben dürfen.
Im New Yorker Chinatown erinnert sich Old Second an seine Kindheit in einem kleinen Dorf in China ohne Strom und Gas. Eine Kindheit geprägt von harter Arbeit, Gewalt und Armut. Schon früh müssen seine Geschwister und er arbeiten. Sie besuchen die Schule nur kurz und ihr Leben ist vorherbestimmt. Zu dieser Zeit trifft Old Second einen besonderen Freund, Shun-Er. Doch es gibt keinen Raum für persönliche Eigenheiten und eine Liebe, die nicht sein darf.
Eine besondere Rolle spielt das Arbeiterkino in Mawei, dass als geheimer Sehnsuchtsort für die Liebenden dient. Der Filmvorführer, der in Filmen mehr sieht als eine auf Wand projizierte Bilderfolge, wird zum Schutzpatron der geheimen Liebesstätte. Doch die Liebe zueinander und das Arbeiterkino werden Old Second und Shun Er zu Verhängnis.
Jahre später lebt Old Second mit seiner Frau Bao Mei, die im Arbeiterkino an der Kasse saß, in Amerika. Auch Bao Mei trägt ein schweres Schicksal, welches sie mit in ihre neue Heimat nimmt.
Der Roman erzählt über Liebe, Verlust, Trauer und Migration. Von einem entbehrungsreichen Leben chinesischen Arbeiter und Migrantinnen in den USA, deren Perspektiven sich erst Jahrzehnte später vermeintlich zu verbessern scheinen. Zeitlich erstreckt sich die Handlung der Geschichte von den 1980ern in China bis zur Corona Pandemie. Spannend ist, wie Tang viele Handlungsstränge in seinem Text verwebt, die am Ende wieder zusammenfinden.
Die Szene in der Bao Mei die Geschichten all jener Menschen, die ihr Leben gestreift haben in literarischen Briefen weiterschreibt, hat mir sehr gut gefallen: eine prekäre Arbeiterin und Migrantin als Autorin. Bao Mei geht um die Würde eines queeren Lebens und um die Männer, die sie einst im Arbeiterkino vor unerwünschten Fragen und Besuchen schützte.
Leider hat die Spannung des Buches im letzten Drittel deutlich nachgelassen. Am Ende ging alles etwas schnell, sozusagen im Zeitraffer erzählt. Die Zeit- und Erzählerwechsel sind literarisch gut gemacht, allerdings erschweren sie an manchen Stellen das Lesen.
Trotzdem ist dieses Buch wichtig. Es thematisiert Queer Sein, gesellschaftliche Intoleranz, Rigidität und Migration – und es zeigt die persönliche Ebene mit all dem Schmerz und der Wut von Menschen, die ihr Leben nicht leben dürfen.