Symbiotische Beziehung

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owenmeany Avatar

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So idyllisch wie Band eins beginnt dieser hier schon einmal nicht, schließlich ist Danny jetzt auf der Flucht. Dass er aussteigen will, aufhören mit dem Töten, und er dann immer doch wieder zur Selbstverteidigung die Knarre ziehen muss, entwickelt sich schon fast zum running gag.

Wenn es nicht gerade um Leben und Tod geht, entfaltet Winslow direkt einen ganz feinsinnigen Humor, eine die Schwächen der Charaktere decouvrierende Ironie.

Madeleine, die wieder aufgetauchte Mutter Dannys, sitzt wie eine Spinne im Netz, von wo aus sie die Strippen zieht. Wenn überhaupt jemand, dann hat sie den Über- und den Einblick, wie die Gruppierungen von FBI, DEA, italienischen, irischen und mexikanischen Mafiosi einander je nach Bedarf bekämpfen oder Zweckbündnisse schließen.

Auch in der Illegalität folgt man ausgehandelten Regeln, aber das ganze Gefüge löst sich auf, wenn archaische Emotionen wie die Liebe ins Spiel kommen. Alles gerät außer Kontrolle, und es entfesseln sich Konflikte wie in einem antiken Epos - Winslow bringt das durch die Zitate aus der Aeneis zum Ausdruck, die er den Kapiteln voranstellt.

Meisterhaft lässt er es am Ende in einem Molly Bloom-haften Monolog ausklingen, der wie Wellen lange an die Gestade brandet und sowohl Abschluss des zweiten als auch Überleitung zum dritten Band darstellt.

Kaum zu glauben, dass dieser Virtuose der Spannung auf höchstem literarischen Niveau seinen Abschied ankündigt, um sich einer notwendigen politischen Kampagne zu widmen, aber alle Mal: Chapeau!