Spannende Geschichte, die zeigt, dass Vorurteile hinterfragt werden sollten

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pmelittam Avatar

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Seit 100 Jahren herrscht Frieden unter den Clans von Cavallon, in der Freien Stadt leben sie sogar freundschaftlich miteinander, als ausgerechnet am Jahrestag die Stadt angegriffen wird – offenbar sind Pegasus, der Clan, dessen Mitglieder man nach der Friedensvereinbarung nicht mehr gesehen hat, die Aggressoren.

Erzählt wird die Geschichte aus vier verschiedenen Perspektiven, was immer wieder zu kleinen Cliffhangern führt, aber auch dazu, dass man schnell erkennt, dass es mit dem Frieden nicht allzuweit her ist, denn es gibt eine Menge Vorurteile untereinander, aber auch handfeste Probleme.
Sam, der Menschenjunge aus der Freien Stadt hat Freunde in den verschiedenen Clans und kennt keine Vorurteile. Erst als seine Stadt angegriffen wird und er flüchten muss, erfährt er, wie gefährlich es sich außerhalb der Stadt lebt, er fällt Einhörnern in die Hände, die Menschen als Sklaven halten. Dort erlebt er aber auch, dass es Bande untereinander gibt, die über allen Ressentiments stehen.

Auch Nixi ist ein Mensch, zumindest zu Anfang der Geschichte. Das Waisenmädchen kann seine Gang und sich nur durch Gaunereien am Leben halten, hin und wieder fährt es aber auch mit den Fischern hinaus, um diesen die Kelpies vom Leib zu halten, denn eine Legende sagt, ein Mädchen an Bord hält diese gefährlichen Wesen fern. Eines Tages geht Nixi bei einem Sturm über Bord und muss erkennen, dass die Geschichten über die Kelpies nicht wahr sind.

Lysander ist ein junger Zentauer, der in Coropolis, der Zentaurenstadt lebt. Die Zentauren hier halten sich für die Krone der Schöpfung, sie sind gebildet und blicken auf die anderen Clans, vor allem die Menschen herab. Hier entstehen auch die Chroniken, in denen alles aufgezeichnet wird. Eines Tages muss Lysander erkennen, dass nicht alles so ist, wie es scheint.

Schließlich lernt der Leser Aquilla kennen, ein junges Pegasusmädchen – und auch hier erlebt man schnell, dass nicht alle Legenden wahr sind. Die Pegasus lebten bisher zurückgezogen, doch nun ist ihre Welt in Gefahr, und sie müssen handeln.

Alle vier Protagonisten müssen also erkennen, dass Geschichten und Legenden nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen, dass manches anders ist, als es scheint und mancher die Wahrheit biegt, um sich selbst Vorteile zu verschaffen. Letztlich greifen die Geschichten von Drei der Vier ineinander, nur ein Part will noch nicht so recht passen. Da es aber mindestens einen Folgeband geben wird, wird sich das sicher dort ändern. Die verschiedenen Perspektiven lassen sich gut lesen, nur Nixis Hintergrundgeschichte über ihre Waisenkindergang will mir nicht so recht gefallen, sie ist mir zu wenig originell.

Die Geschichte ist sehr spannend, und manchmal, bedenkt man die Zielgruppe, etwas zu blutrünstig, ältere Kinder, die schon Erfahrungen mit Fantasygeschichten gemacht haben, wird das aber wohl nicht abschrecken. Die verschiedenen Clans sind gut ausgearbeitet, zu Beginn des Romans gibt es eine kleine Einführung in jeden Clan, die aber schon ein bisschen zu viel verrät. Die Karte im inneren Buchdeckel dagegen ist nicht nur schön gestaltet, sondern auch sehr nützlich, wenn man die Wege der Protagonisten mitverfolgen will.

Die Autorin erzählt sehr bildhaft, man kann sich nicht nur jeden Einzelnen, sondern auch die Welt gut vorstellen. Nicht nur zwischendurch, sondern auch am Ende gibt es Cliffhanger, so dass man am liebsten weiterlesen möchte, es dauert aber noch ein bisschen, bis Band 2 erscheint. Mir haben vor allem die vielen überraschenden Wendungen gefallen, aber auch der Zusammenhalt, der hier immer wieder eine Rolle spielt, und die Botschaft, auch einmal hinter die vermeintliche Wahrheit zu schauen.

Kim Foresters Roman ist fantasievoll und spannend geschrieben, manchmal aber etwas sehr grausam und blutrünstig, so dass ich ihn vor allem älteren Kindern, die bereits Erfahrung mit Fantasy haben, empfehle, aber auch Jugendlichen und Erwachsenen, die gerne auch einmal ins Kinderbuchregal greifen. Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht und vergebe 4 Sterne.