Ein unglaubliches Werk!

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rebstock Avatar

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Gerade habe ich "Cleo" zu Ende gelesen und bin noch ganz benommen.
Traurig räume ich jetzt die Schachteln an Tempotaschentücher wieder in den Schrank, traurig nicht deswegen, weil Cleo den Weg über die Regenbogenbrücke gehen musste, das müssen wir alle schliesslich einmal und Katzen in der Regel früher als ihre Halter, sondern traurig, weil ich von Familie Brown Abschied nehmen muss, die ich durch das Buch 25 Jahre lang begleitet habe.
Ich weiss nicht, ob der Titel und den Eindruck, den das Buch als "Beschreibng eines Katzenlebens" dem Verkauf wirklich förderlich ist. Es handelt sich nicht um die Geschichte einer kleinen Katzendame, die Freude, Lachen und Schmerz in das Leben eines Menschen bringt, dieser Roman ist die autobiographische Aufarbeitung eines Familiendramas.
1983 kommt der damals 8 jährige Sohn der Autorin bei einem Autounfall ums Leben. Er wurde von einem Auto erfasst und starb noch an der Unfallstelle.
Er wollte mal schnell eine verletze Taube zum Tierarzt bringen, die Taube überlebt, der Sohn stirbt.
Wenige Wochen nach dem Unfall hätte Sam seinen 9. Geburtstag gefeiert, er hatte sich als Geschenk ein kleines, schwarzes Katzenbaby ausgesucht, ein Nachwuchs einer streunenden Nachbarskatze.
Wochen später steht die Nachbarin mit der Babykatze vor der Tür, nur die Familie hat im Schmerz um den Verlust völlig verdrängt, dass ein Familienzuwachs geplant war.
Cleo zieht ein und verbreitet nicht nur sagenhaftes Chaos, sie übernimmt die Aufgabe des Seelntrösters, des Wächters der Familie.
Katznhasser -solche soll es geben- und Leute, die nie mit einer Katze lebten -auch solche soll es geben-, werden dem Titel, dem Buch und dem Inhalt oft kopfschüttelnd und verständnislos gegenüberdstehen und sicher auch nicht begreifen, was dieses Buch eigentlich an Schatz enthält.
Helen Brown ist nicht nur eine sehr emotionale Frau, deren Leben durch gewaltige Höhen und Tiefen geprägt ist, sie ist nicht nur eine liebende Mutter, die mit einem unfassbaren Unglück leben und klarkommen muss, sondern sie ist auch eine Frau, die das Katzenwesen so durch und durch begriffen hat und fähig ist, Katzenangelegneheiten in Worte zu fassen, wie ich es noch niemals zuvor glesen habe und auch selbst nicht fähig wäre.
Sie hat die Gabe genau zu beobachten, eigene Schwächen zuzugeben und Wendungen im Leben wiederzugeben, ohne sie zu beschönigen.
Oft gerät Cleo völlig in den Hintergrund, denn eigentlich ist dieses Buch eine Autobiographie der Autorin, beginennd mit dem Leid und endend mit dem Alter, wenn man als weise Frau auf ein bewegtes Leben zurückblickt und feststellt, man hätte vieles anders machen können, aber man kann das Schicksal und den Lauf des Lebens weder aufhalten noch verändern.
Dass Familie Brown das Glück hatte, fast 25 Jahre das Leben einer Katze begleiten zu dürfen, wie sehr diese pelzigen, eigenwilligen Wesen uns Menschen helfen durchs Leben zu kommen, dieses Geschenk hat Helen Brown begriffen und niedergeschrieben.
Es muss unglaublich Kraft gekostet haben, diese alten Wunden nochmals zu berühren, sich seinem vergangenem Leben zu stellen, dafür wirklich jeden Respekt der Autorin!

Als Mensch, der unter Katzen, Hunden, Papageien und Kaninchen lebt muss ich wohl nicht erklären, warum mich diese Cleo in den Bann gezogen hat.
Jede Katze, wirklich jede, ist ein eigentümliches mystisches Wesen, das über mehr Intelligenz, Gehör und sozialer Kompetenz verfügt als wir Menschen. Inzwischen kommt -gottlob- auch die Wissenschaft dahinter und es gibt in anderen Ländern ja auch schon viele Kliniken und Altersheime, die das erkannt haben. In Deutschland wegen HYGIENE!!! undenkbar. Das muss man sich vorstellen: Lieber "keimfrei" sterben, als vor dem Tod noch einen Seelentröster an seiner Seite zu haben! Dabei gibt es in deutschen Krankenhäusern und Altersheimen mehr Keime als auf der geamten übrigen Welt, trotz Sagrotan und anderen strengen Desinfektionsmitteln.
Aber ich schweife ab.
Jeder Tierhalter weiss, dass man dem Haustier gegenüber eine wesentlich tiefere und innigere Beziehung und Liebe entgegenbringt, als man dies jemals einem Menschen gegenüber fühlen kann. Man muss es nur zulassen.
Vielen Dank an Helen Brown, dass sie sich auf das Abenteuer Katze eingelassen hat, dass sie Cleo ermöglicht hat, eine Katze zu sein, auch entgegen den Ratschlägen von besserwisserischen Katzenbesitzern, die versämut haben, das wahre Wesen der Tiere zu erkennen.
So zum Schluss möchte ich mal noch erwähnen, das Helen Brown auf ganz erstaunliche Weise ihr Leben so dramatisch und spannend, so voller Gefühl rüberbringt, denn diese Frau kann nicht nur schreiben, sie kann -ich habe es schon erwähnt- sehr gut beobachten. Ein bischen schade finde ich, dass das Buch im letzten Drittel an Tempo zugenommen hat, aber vielleicht gab es im Leben auch recht ereignislose Jahre, Jahre zum Luftholen und Entspannen, die für uns Leser langweilig gewesen wären. Ich würde es der Atuorin wünschen, auch mal zur ruhige Zeiten erlebt zu haben.
So habe ich eimerweise geheult, gleichzeitig schallend gelacht, dafür danke ich Helen Brown!

(Bitte Beitrag unter Carnotis löschen, sonst krieg ich Ärger mit meinem Freund! Danke! LG)