Unter dem Schutz der Katzengöttin

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buecherfan.wit Avatar

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In “Cleo” schreibt die Autorin und Journalistin Helen Brown die wahre Geschichte ihrer Familie auf. Ihr Sohn Sam wurde kurz nach seinem neunten Geburtstag von einem Auto überfahren. Die Familie ist am Boden zerstört. Wenige Wochen nach seinem Tod wird der Familie ein hässliches kleines Kätzchen gebracht, das sich Sam als Geburtstagsgeschenk aussuchen durfte. Helen will in dieser Situation kein Haustier, muss dann aber feststellen, dass es der Katze sofort gelingt, alle Familienmitglieder inklusive Familienhund Rata aus der trostlosen Erstarrung zu lösen, ja direkt nach ihrer Ankunft sogar zum Lachen zu bringen, als sie mutig den Kampf gegen die Blätter des Gummibaums aufnimmt. Fast ein Vierteljahrhundert lebt Cleo bei ihnen, und wird in dieser Zeit ein von allen geliebtes Mitglied der Familie.

Helen Brown schreibt die Geschichte ihrer Familie und beweist dabei sehr viel Einfühlungsvermögen in das Wesen ihres Haustiers. Cleo ist eine ganz besondere Katze, ein Abessiniermischling. Sie wächst zu einer Schönheit heran und hat unbestritten das Sagen in der Familie. Sie ist weise und immer da, wenn sie gebraucht wird. So ist Helen Browns überzeugt, dass man sich eine Katze nicht holt, sondern dass sie zu den Menschen kommt, wenn sie gebraucht wird. Cleo ist diejenige, die die Familie ins Leben zurückführt. Sie “kümmert sich” um Helen, wenn sie depressiv ist und hat ein ganz besonderes Verhältnis zu dem überlebenden Sohn Rob. Als Kind hört Rob Cleos Worte im Traum, dem erwachsenen Rob zeigt sie im Traum immer noch Dinge und gibt damit eine Art Lebenshilfe. Als junger Mann erkrankt Rob schwer und ist wieder auf Cleos heilende Kräfte angewiesen. Später leistet sie dies noch einmal nach Helens Operation. Die Autorin ist fest davon überzeugt, dass Cleo eine Heilerin ist und berichtet von Vorfällen, die den Leser an übersinnliche Kräfte der Katze glauben lassen. So spürt Cleo zum Beispiel genau, an welchem Tag ein Familienmitglied nach längerer Reise zurückkehrt. Während einer gefährlichen Reise ins Innere Australiens, die Rob nach seiner Genesung mit Freunden unternimmt, hat er einen mysteriösen Traum, in dem eine weiße Katze ihm erklärt, dass die Familie all die Jahre unter Cleos Schutz gestanden hat, dass sie ihre Aufgabe nun aber fast erfüllt habe. Rob muss nur noch die Liebe seines Lebens finden.

Helen Brown hat ein ungewöhnliches, sehr berührendes Buch geschrieben., und so ist es gar nicht erstaunlich, dass sich nach Erscheinen viele Leser eine Fortsetzung gewünscht haben. Es ist der Autorin sehr gut gelungen zu zeigen, wie sehr Cleo sie selbst und die ganze Familie verändert hat, was das Zusammenleben mit einem Tier für seine Menschen bedeuten kann. Noch etwas anderes erstaunt den Leser: die Offenheit, mit der Helen Brown über den großen Schmerz in ihrem Leben spricht. Für sie und ihren Sohn zerfällt ihr Leben für immer in zwei Teile: die Zeit vor und nach Sams Tod. Diese Erfahrung trennt sie für immer von anderen Menschen, auch wenn sie ihr Leben lebt, nach Sams Tod noch eine Tochter bekommt und nach dem Scheitern ihrer Ehe einen neuen Partner findet, mit dem sie ebenfalls noch ein Kind hat. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Rob sich in eine junge Frau verliebt, die die Erfahrung des Verlusts eines Bruders mit ihm teilt.

Der Leser muss trotzdem nicht befürchten, dass “Cleo” ein larmoyantes Buch ist, in dem es ausschließlich um Verlust und Trauer, um Krankheit und Tod geht. Es gibt auch ausgesprochen komische Passagen, zum Beispiel wenn die selbstbewusste kluge Cleo ungeeignete Bewerber um Helens Gunst erfolgreich in die Flucht schlägt und nur den richtigen Mann und die geeignete Mieterin des Hauses während der Abwesenheit der Familie und Betreuerin für sich selbst akzeptiert.

Mir hat “Cleo” sehr gut gefallen, und ich empfehle es vor allem Lesern, die selbst die Erfahrung gemacht haben, was ein Tier für einen Menschen bedeuten kann.