Die Trostlosigkeit der Hoffnung

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murksy Avatar

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Sie hoffen alle: die Clockers, Drogendealer, kleine Fische, die an das große Geld glauben, einen Weg aus der Bedeutungslosigkeit; Polizisten, mit Nebenjobs, die einem geruhsamen Ruhestand entgegensehen, ohne von einem Junkie erschossen zu werden; Drogenbosse, die mit Reichtum aussteigen wollen, um das Leben eines Filmstars zu führen.

Doch die Realität ist eine andere. Strike, ein junger Drogendealer, der an einem Magengeschwür leidet, überwacht seine Clockers. Er versucht, sein Leben zu managen, ohne den Drogen selbst zu verfallen. Die Hoffnung, eines Tages auszubrechen, erdrückt ihn geradezu. Sein  "Boss" Rodney nutzt ihn aus, denkt nur an seinen Profit und geht zur Not auch über Leichen. Auf der Gegenseite die Cops, harte Polizisten, die in Überfall aktionen regelmäßig die kleinen  Dealer aufmischen, um an die großen Fische zu kommen. Doch über den großen Fischen stehen noch größere Fische, jeder ist ersetzbar. Und auch die Polizisten kämpfen um ihre Existenz,mit Zweit- und Drittjobs versuchen sie ihr Gehalt aufzubessern, versuchen genau wie die kleinen Dealer und Junkies über die Runden zu kommen. Der Kreislauf des Existenzkampfes scheint aussichtslos, das gegenseitige Belauern ist ein Spiel ohne Sieger. Strike muss erleben. wie seine Welt zerbricht, als sein Bruder im Gefängnis landet. Für einen Mord, den er nicht begangen haben darf. Zuviel Schuld würde auf Strike lasten. Immer stärker wird der Wunsch, alles hinter sich zu lassen. Doch der Sumpf läßt einen nicht los. Gewalt und Verzweiflung sind die bestimmenden Komponenten des jungen Lebens.

Clockers ist hart und deprimierend. Präzise beschreibt der Autor die Charaktere. Man merkt dem Buch an, das der Schriftsteller ein ausgezeichneter Drehbuchautor ist. Exakt und ohne aufgesetzten Pathos werden Figuren und Lebensumstände dargestellt, die verzweifelte Atmosphäre ist greifbar. In dem Buch gibt es keine Helden, jeder versucht sein Leben zu meistern. Die "Spielchen" der Polizei mit den Dealern wirken wie verzweifelte Versuche, die erdrückende Eintönigkeit zu durchbrechen. Wie in einem großen Goldfischglas schwimmen die Protagonisten immer wieder im Kreis, unfähig dem Trott und den Umständen zu entkommen. Hineingeboren in ein Leben der Tristesse versucht jeder auf seine Weise kleine Höhepunkte zu erleben, für die Junkies sind dies die Drogen, für die Dealer das Rascheln der Geldscheine und für die Polizisten die gelegentlichen, überfallartigen Razzien. Letztendlich sind sie alle gleich.

Realitätsnahe Beschreibung der Kehrseite des amerikanischen Traums, ein grandioses Werk.