"Gestreckte Ware" oder "Der Kreislauf der Scheiße"

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philipp.elph Avatar

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Autor Richard Price ist ein übler Dealer! Eine Story, die er auf 200 Seiten gut hätte schreiben können, wurde mit Druckerschwärze und Cellulose auf 800 Seiten gestreckt.

Der Verlag ist nicht besser! Er hat ein alte, wenig erfolgreiche Klamotte, die vor etwa 20 Jahren schon mal bei Bertelsmann erschienen ist, neu eingetütet und mit einem neuen Etikett (Titel) versehen.

Das gefällt mir als Bücherjunkie überhaupt nicht!

 

Gleich, ob es nun im Buch von einem korrupten Cop, von einem Typen des weißen Kifferabschaums oder einem der Clockers, die 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr dealen, gesagt wurde: „Das ist der Kreislauf der Scheiße, und du kannst nichts dagegen unternehmen.“ Dieses Zitat spiegelt den Straßenjargon wider, in dem das Buch geschrieben ist.

Kein Buch also für Freunde einer gepflegten Sprache, ein Roman der Ausweglosigkeit.

 Egal ob Dealer oder Cop, sie haben das gleiche Ziel: Aussteigen, das Leben schaffen.

Während Polizist Rocco davon träumt, nach vorzeitiger Pensionierung an einem Film über sein Leben mitzuwirken, möchte Dealer Strike nicht mehr der Unteroffizier von Großhändler Rodney sein, nicht mehr rund um die Uhr auf sein Clockers aufpassen müssen, damit diese nicht von den Cops hochgenommen werden. Rodney dagegen träumt davon, seine Immobilien zu verwalten.

 Während jeder hofft, dass es hinterm Horizont weiter geht, sieht zunächst keiner die Sonne dort. Im Gegenteil. Statt den Ausstieg zu schaffen soll Strike seinen zukünftigen Vorgänger. Mit Morden im Milieu wird jedoch für keinen ein positives Ende näher rücken.

 

Und so geht es weiter, 800 Seiten lang, zu lang - selbst wenn es dann doch einem gelingt, den Kreislauf der Scheiße zu durchbrechen und das Leben zu schaffen.

 

Philipp Elph