Überlebenskampf auf der Straße

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gs2802 Avatar

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 „Clockers“ ist in meinen Augen ein überaus stimmiger Roman, der vollständig überzeugt und in einer seltenen Klarheit, auf eindringliche Weise das Leben auf der Straße wiederzugeben versteht.

 

Der Autor nimmt sich die Zeit seine Charaktere bis in die finstersten Ecken ihrer Psyche zu zeichnen, ohne dass der Roman zu irgendeiner Zeit auch nur ansatzweise dahinzuplätschern beginnt, wie es leider nicht selten der Fall ist.

Die 800 Seiten des Buches ließen mich zu Beginn zwar ein wenig aufhorchen, sie beschreiben aber, in aller gebotenen Ausführlichkeit, das Geschehen und es entsteht der Eindruck, dass, wenn auch nur ein Absatz weggelassen worden währe, dem Roman ein wichtiger Teil fehlen würde.

Besonders die beiden, sich gegenüberstehenden Lager der Dealer und der Cops, in Kombination mit den gescheiterten Existenzen der unzähligen Junkies, werden in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit voneinander beschrieben.

Die teils verstrickten Geschäfte der beiden Lager untereinander zeigen sehr deutlich, dass der Unterschied beider nicht selten nur am Papier besteht. Interessant in diesem Zusammenhang finde ich vor allem die Namensgebung der drei Hauptprotagonisten, welche der Autor, Richard Price, wohl mit Bedacht vorgenommen hat. Vermutlich, um die Gemeinsamkeiten der Blöcke zu unterstreichen, ähneln sich die Namen des Gejagten, Rodney Little und des Jägers, Rocco Klein, auf bestechende Art und Weise. Beide Charaktere verfolgen ihre Ziele mit geradezu rücksichtslosen Methoden, teils auch aufgrund von Selbsttäuschung, wie im Falle von Victor Dunham.

Strike hingegen fungiert als roter Faden, der Auslöser von Gewalt und Opfer in einer, traurigen, Gestalt zugleich ist. Er landet zuletzt jedoch, wider Erwarten, den großen Treffer, indem er die ihm gebotene Chance nutzt.

 

Ein Stück zeitgenössischer Literatur, die als Wiederauflage begeistert!