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dajobama Avatar

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Coast Road – Alan Murrin
Diese Geschichte ereignet sich in einer irischen Kleinstadt vor dreißig Jahren, 1994, kurz vor der Legalisierung der Scheidung und thematisiert die Lage der Frauen in der Gesellschaft und in der Ehe.
Jeder der in einem Dorf oder einer Kleinstadt lebt, kennt die Situation, auch heute noch. Es wird getratscht was das Zeug hält, Gerüchte machen die Runde, Neid und Missgunst überall. Natürlich gibt es auch positive Seiten einer eingeschworenen Kleinstadt-Gemeinschaft. In diesem Roman überwiegen allerdings die negativen.
Im Wesentlichen lernen wir drei Familien kennen, insbesondere drei Ehepaare. Keines davon ist glücklich. Die Frauen stecken zurück, erziehen die Kinder, letzten Endes ist ihr Umgang mit der jeweils schwierigen Ehe sehr unterschiedlich. Colette nämlich, hat ihre Familie verlassen. Zwar kehrt sie kurz darauf zurück, in den Augen der meisten Kleinstadt-Bewohner hat sie jedoch jedes Recht verwirkt, ihre Kinder zu sehen. Izzy dagegen ist unglücklich verheiratet mit einem Lokalpolitiker. Während es in ihrer Ehe hauptsächlich um die passende Außenwirkung geht, freundet sie sich nach und nach mit Colette an. Die Situation spitzt sich zu.
Zwar möchte man es kaum für möglich halten, dass vor gerade mal dreißig Jahren solche Zustände noch möglich waren – nichtsdestotrotz kann man einige dieser Vorurteile und Werte noch heute beobachten. Der Autor entlarvt hier ganz wunderbar die scheinheilige Kleingeistigkeit der Gesellschaft, von der insbesondere das weibliche Geschlecht eingeschränkt wurde.
An den Männern dieser Geschichte lässt Murrin kaum ein gutes Haar (außer dem Pfarrer Brian), das mutet manchmal ein klein wenig einseitig an. Wobei man sagen muss, dass auch die Frauen nicht unbedingt positiv geschildert werden – die ganze Gesellschaft wird an den Pranger gestellt. Dennoch kann man diesen Roman als feministisch lesen, geschrieben von einem Mann.
Diese Geschichte ist richtig spannend, sobald man sich einmal eingelesen hat. Tatsächlich habe ich es innerhalb eines Tages verschlungen.
Empfehlenswert. 4 Sterne