Debüt gelungen!

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Alan Murrin entführt den Leser in das Irland des Herbstes 1994 – eine Zeit, in der Scheidungen verboten waren und traditionelle Geschlechterrollen das Leben von Frauen massiv einschränkten. Der Roman schildert eindrucksvoll das Schicksal dreier Frauen, die alle mit den starren gesellschaftlichen Erwartungen und den damit verbundenen persönlichen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten kämpfen.

Colette versucht ihrem bisherigen Leben zu entkommen, indem sie ihren Mann und ihre Kinder verlässt, um in Dublin einen Neuanfang zu wagen. Ihr Freiheitsdrang wird jedoch brutal bestraft, als ihr der Kontakt zu ihren Kindern verweigert wird. Izzy, gefangen in einer unglücklichen Ehe mit einem abwesenden Lokalpolitiker, ringt mit dem inneren Konflikt zwischen dem Wunsch nach Selbstbestimmung und den vorherrschenden sozialen Zwängen. Auch Dolores, die stets bemüht ist, den hohen Erwartungen gerecht zu werden, muss letztlich feststellen, dass das System ihr keine Chance auf persönliche Entfaltung bietet.

Mich hat die schonungslose Darstellung einer Gesellschaft tief berührt, in der Frauen vor nicht allzu langer Zeit kaum Möglichkeiten hatten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es ist erschütternd, sich vorzustellen, dass solche restriktiven Verhältnisse in Irland erst vor etwa 30 Jahren gang und gäbe waren. Murrins nüchterner, einfühlsamer Schreibstil schafft es, den Leser in die schmerzhaften und zugleich hoffnungsvollen Lebenswege der Protagonistinnen hineinzuziehen. Dabei verstärkt auch die malerische, aber von sozialen Strukturen geprägte Landschaft Irlands das Gefühl einer vergangenen Ära, in der Frauen oft unter dem Druck der traditionellen Rollenbilder litten.

Coast Road regt zum Nachdenken an und hinterlässt einen bleibenden Eindruck – nicht nur, weil er ein düsteres Bild der damaligen gesellschaftlichen Zustände zeichnet, sondern auch, weil er aufzeigt, wie ungerecht es war, dass Frauen so lange in einem System gefangen waren, das ihnen jede Selbstbestimmung verweigerte. Für alle, die sich für die tiefen menschlichen Dramen und die Machtverhältnisse einer vergangenen Zeit interessieren, bietet dieser Roman einen intensiven und bewegenden Einblick in das Leben der Frauen im konservativen Irland. Ein gelungener Debütroman!