ein Roman der mich tief beeindruckt hat

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robby-lese gern Avatar

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"Coast Road " ist ein Roman, der berührt und zum Nachdenken anregt und den ich aus tiefstem Herzen empfehlen möchte.

Der Roman spielt 1994 in einem kleinen Ort in Irland. Adglas ist geprägt von althergebrachten Konventionen , auch geprägt durch den katholischen Glauben, kontroliert durch die Dorfgemeinschaft.

Colette, eine Frau, die ihren Mann und ihre drei Kinder für einen anderen Mann verlassen hat, wird gier schnell verurteilt und zum Dorfgespräch, vor allem wenn sie zurückkommt und allein in einem Cottage lebt.
Ihr Ansinnen zurückzukommen war die Sehnsucht nach ihren Kindern, doch ihr Mann verwehrt ihr den Kontakt zu ihnen, obwohl er selbst eine Freundin hat und Colette sich von ihrem Freund getrennt hat. Mit Hilfe einer "Bekannten" gelingt es Colette trotzdem hin und wieder ihren jüngsten Sohn zu treffen ohne Wissen ihres Mannes. Doch ihr Leben ist nach der trennung von ihrem Mann schwer, da sie auch kaum finanzielle Unterstützung erhält.

Mich hat dieses Buch teif beeindruckt, wurde es doch von einem Mann geschrieben, der sehr viel Emphatie aufbringt , um die Situation der Frauen in einem streng katholisch geprägten Land zu beschrieben.
Einem Land der Männer, denn sie sind diejenigen , die die Regeln vorgeben. Ihre Frauen verharren in Ehen, die schon lange keine Liebe und gegenseitigen Respekt mehr zeigen, die sich mit ihrem Schicksal abgefunden haben, auch weil sie meist mehrere Kinder haben und finanziel abhängig sind. Eigenständigkeit wird verwehrt, auch um diese Abhängigkeit zu zementieren.
Sie werden betrogen und misshandelt, auch mit Wissen der Dorfgemeinschaft, aber aufbegehren tut keiner. Man lenkt sich ab mit Oberflächlichkeiten und Alkohol, aber der Wille zur Veränderung wird gleich im Keim erstickt. Colette, die mutig genug war diesen Weg zu wagen wird misstrauisch beäugt, aber sicherlich auch heimlich bewundet. Solidarität wird ihr allerdings öffentlich nicht gezeigt.

Mich hat dieses Buch durch ein Wechselbad der Gefühle gehen lassen. Wut darüber, was Männer sich herausnehmen, nur weil sie per Zufall als Mann geboren wurden, Dankbarkeit, dass diese Zeiten vorbei sind, denn bis in die sechziger Jahre erging es vielen Frauen in Deutschland auch so und Stolz, Teil der Frauenbewegung gewesen zu sein, denn ich habe aktiv für Frauenrechte gekämpft.
Auch hat es mich geschmerzt zu sehen, wie auch die Kinder in solchen Ehen litten, Auffälligkeiten zeigten und wahrscheinlich das Beziehungsmuster für ihre eigenen Beziehungen lernten .

Ein Buch, dem ich viele Leser wünsche, weil es ein sehr wichtiges Buch ist.