Frauenleben in Irland

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elke17 Avatar

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1994, Ardglas im County Donegal. Ein Küstenstädtchen, in dem misstrauisches Beäugen, Klatsch und Tratsch an der Tagesordnung ist, und diejenigen, die sich nicht an die ungeschriebenen Regeln halten, hinter vorgehaltener Hand zum Tagesgespräch werden. Kein gutes Pflaster für die Frauen, die in unglücklichen Ehen ausharren müssen, denn noch fehlt Mitte 1994 die Möglichkeit zur legalen Trennung. Diese wird erst ein Jahr später durch einen sehr knappen Volksentscheid geschaffen.

Murrin beschreibt mit viel Feingefühl die ungeschriebenen Gesetze und gesellschaftlichen Konventionen, die von Hoffnungslosigkeit geprägte Enge, mit der viele verheiratete Frauen in dem vom Katholizismus geprägten Irland zu kämpfen haben. Gefangen in unglücklichen Ehen, in denen Männer die Regeln festlegen, für sich selbst aber kein Problem damit haben, diese zu brechen. Freiheit und Selbstverwirklichung hingegen wird den Frauen nicht zugestanden.

Exemplarisch in „Coast Road“, dem beeindruckenden Debütroman des mehrfach für seine Kurzgeschichten ausgezeichneten Autor, zeigt Alan Murrin, drei Frauenleben: Colette, Dichterin und Freigeist, die den Ausbruch gewagt hat, aber von Sehnsucht nach ihren Kindern getrieben zurückkehrt. Ein Umstand, den Shaun, ihr Mann, für sich zu nutzen weiß. Izzy, deren ehrgeiziger Politikergatte James sie in die Depression treibt, ihr wegnimmt, was ihr am meisten bedeutet. Interessanterweise hat er zwar die Liberalisierung des Scheidungsrechts auf seiner Agenda, setzt aber alles daran, den Pfarrer, der Verständnis für die Probleme seiner Frau zeigt, aus der Gemeinde zu entfernen. Und Dolores, Mutter von vier Kindern und erneut schwanger, verheiratet mit dem notorischen Fremdgeher Donal.

Murrin beschreibt mit viel Feingefühl die ungeschriebenen Gesetze und gesellschaftlichen Konventionen, die von Hoffnungslosigkeit geprägte Enge, mit der viele verheiratete Frauen in dem vom Katholizismus geprägten Irland zu kämpfen haben. Gefangen in unglücklichen Ehen „bis dass der Tod sie scheidet“, in denen Männer die Regeln festlegen, für sich selbst aber kein Problem damit haben, diese zu brechen, was zu allem Überfluss auch noch von vielen drn weiblichen Mitgliedern der Gemeinde toleriert und nicht hinterfragt wird. Schaut man sich deren argwöhnische Kommentare über diejenigen an, die ein solches Verhalten nicht länger hinnehmen wollen, nach Veränderung streben, gewinnt man den Eindruck, dass sie ihren Alltag komplett unreflektiert leben und die Unterdrückung ihrer Bedürfnisse klaglos akzeptieren. Von Verstehen, Sympathie und Solidarität, Gott bewahre, keine Spur. Traurig.