Frauenrolle in Irland

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bücherliebe74 Avatar

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Alan Murrin verortet seinen Debütroman in einer Kleinstadt an der Küste Irlands. Zeitlich findet die Leserschaft sich vor dem Hintergrund kurz vor der dortigen Durchsetzung der Scheidungslegalisierung 1994/95.

Colette, Dichterin und Schriftstellerin, bricht aus ihrer Ehe aus, verlässt die Stadt, lässt ihre 3 Söhne bei ihrem Ehemann zurück und folgt ihrem Wunsch nach einem selbstbestimmtem Leben und dem Aufbau ihrer Karriere als Schriftstellerin. Doch die Sehnsucht nach ihren Kindern ist groß. Sie kehrt zurück in ihren Heimatort Ardglas und mietet ein kleines Cottage an der Coast Road, um ihren Kindern nahe zu sein. So ist sie der gesellschaftlichen Beobachtung und Beurteilung des 1000-Seelen-Ortes ausgesetzt. Als ihr Ehemann ihr den Kontakt zu den gemeinsamen Söhnen verweigert, wendet sie sich hilfesuchend an Izzy, deren Sohn mit ihrem jüngsten Sohn zur Schule geht. Die beiden Frauen nähern sich an, es entsteht ein dünnes Band Verbundenheit und Izzy schafft geheime Möglichkeiten, um Treffen zwischen Colette und ihrem Sohn zu arrangieren. Als diese Treffen auffliegen, bahnt sich eine dramatische Entwicklung an.....

Alan Murrin gelingt es, Familienstrukturen und die Gefühlswelten von Frauen und Männern vor dem Hintergrund des damaligen Scheidungsverbotes eindrücklich darzustellen. Ehefrauen, die selten oder nur eingeschränkt ihrem Beruf nachgehen können, fast ausschließlich für den Haushalt und die Versorgung der Kinder und des Ehemannes zuständig sind. Und dem gesellschaftlichen Druck durch Wertvorstellungen anderer ausgesetzt sind. Ehemänner, für die ihre eigene Karriere und das öffentliche Ansehen über allem stehen.
Kinder, die unter den Missständen innerhalb der Ehe ihrer Eltern leiden.

Der Blick und die Verurteilung durch die Gesellschaft, die politischen und gesellschaftlichen Normen und Werte in diesem Buch am Beispiel der Kleinstadt Ardglas, wo jeder jeden kennt, viele vieles voneinander wissen oder zu wissen glauben, machen den Druck deutlich, der viele Menschen dazu bringt, Träume aufzugeben, zu verzweifeln, gar zu zerbrechen.

Das Cover ist einfallsreich. So scheint es, als gäbe ein Riss im Umschlag den Blick frei - in die Natur...oder in die Freiheit ?!
Nimmt man den Buchumschlag ab, zeigt sich eine wunderschöne Küstenlandschaft.
Der Schreibstil ist nur bedingt flüssig und der Spannungsbogen recht flach. Bis sich zum Ende hin die Ereignisse zu überschlagen scheinen.

"Coast Road" ist ein lesenswerter Gesellschaftsroman und bekommt von mir 3 von 5 Punkten!