Irische Frauen

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marcialoup Avatar

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Ein interessantes Cover, das eine aufgerissene Tapete zeigt, die einen Blick hinter Kulissen auf Häuser am Meer freigibt, lädt uns ein zu erforschen, was es denn zu verbergen gibt.
Und dann sind wir mittendrin in der Coast Road, lernen Izzy kennen, die verheiratet ist mit dem Lokalpolitiker James und entsprechend Rücksicht auf ihre gesamtöffentliche Situation nehmen muß. Wir lernen Dolores kennen, verheiratet mit dem Elektriker Donal, von dem sie ihr viertes Kind erwartet und zwischen ängstlich, nachdenklich und unglücklich schwebt. Und dann taucht Colette auf, getrennt lebend von ihrem Mann Shaun, der ihr die Kinder vorenthält. Als Dichterin fällt sie in dem kleinen irischen Städtchen aus der Reihe, sie zieht in das Cottage über dem Meer, das Dolores und Donal gehört und versucht, zwischen Alkohol und Ruhe ihr Glück zu finden. Als Colette einen Schreib-Workshop anbietet, wird dieser von den Frauen des Städtchens gern angenommen und von den Männern eher ungern akzeptiert. Dafür sehen die Männer gern Colette…
Durch Colette kommt insgesamt eine neue Dynamik in das verschlafene Städtchen Ardglas, doch Aufruhr und Aufregung enden in einem Drama, das auch ausreichend Spannung in diesen Roman einbaut.

Der Autor Alan Murrin zeichnet ein sehr genaues, intensives Bild des irischen Lebens der 90er-Jahre, speziell das des Lebens der Frauen, die zu der Zeit kaum Rechte hatten und in Abhängigkeiten von ihren Ehemännern lebten. Obwohl es kaum mehr als 30 Jahre her ist, gab es in Irland zu der Zeit noch ein Scheidungsverbot!

Mit außerordentlich dichten Sätzen belebt Alan Murrin das irische Städtchen Ardglas und stellt uns seine Protagonistinnen vor wie es persönlicher nicht sein könnte. Die Figuren sind direkt adaptierbar, der Text fließt in klugem Sprachgewand, und lässt durch sehr präzise Beschreibungen des Umfelds fühlbar lebensechte Szenarien entstehen.
Ein kurzweiliger empfehlenswerter Roman.