Irische Frauenleben in den 90ern

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smolsin Avatar

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Mit seinem Debütroman »Coast Road« wurde der irische Schriftsteller Alan Murrin als »Newcomer of the Year« bei den Irish Book Awards 2024 ausgezeichnet.

Im Herbst 1994, kurz vor der Legalisierung der Scheidung in Irland, verliebt sich Colette Crowley, Ehefrau von Shaun Crowley und Mutter von zwei Söhnen. Sie zieht nach Dublin, kehrt jedoch nach einiger Zeit zurück nach Ardglas. Hier, im kleinen katholischen Dorf dient sie fortan als Zielscheibe von Klatsch und Tratsch, denn Scheidungen sind gesetzlich verboten und Trennungen gesellschaftlich verpönt.
Als ihr Mann ihr dann auch noch den Umgang mit ihren Kindern verwehrt, bittet sie Izzy, ihrer scheinbar einzigen Verbündeten um einen Gefallen.
Nach und nach spitzt sich die Situation zu und endet schließlich mit einem Knall.

Die zahlreichen Figuren und Perspektiven haben mir den Zugang zur Geschichte anfänglich etwas erschwert, erst ungefähr ab Mitte des Buches, als sich langsam die Schicksale miteinander zu verknüpfen begannen, habe ich den Überblick zurückgewonnen.

Obwohl Frauen noch immer unter patriarchalen Strukturen leiden und unsere Gesellschaft noch lange nicht da angekommen ist, wo sie sein sollte, ist es nur schwer nachvollziehbar, dass diese fiktionale Geschichte vor gerade einmal 30 Jahren genauso stattgefunden haben könnte. Immer noch wieder musste ich mir während des Lesens bewusst machen, Dean diese Geschichte spielt, da ich oft eher das Gefühl hatte einen historischen Roman in den Händen zu halten.

Prinzipiell ein Thema, das gleichzeitig wütend und betroffen macht. Dennoch konnte mich der Roman leider nicht ganz abholen und hat mich an der ein oder anderen Stelle verloren, sodass ich Mühe hatte am Ball zu bleiben. Aufgrund des schweren und wichtigen Themas dennoch lesenswert.