Starkes Debüt!

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tsubame Avatar

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In Irland mahlen die Mühlen langsamer als in anderen Ländern, zumindest was die eheliche Scheidung angeht. "Erst am 25. November 1995 stimmte das irische Volk mittels Referendum über die Abschaffung des Ehescheidungsverbots in der Verfassung ab", kann man am Ende des Romans von Alan Murrin lesen. Die Mehrheit denkbar knapp: Weniger als einen Prozenpunkt soll diese betragen haben.

Was für Auswirkungen solch ein Ehescheidungsverbot auf Paare und Familien hatte, schildert der Autor packend in deinem Debütroman "Coast Road".
Da ist zum einen Colette Crowley, Dichterin und Mutter dreier Söhne, die ihre Familie für einen anderen Mann verließ und nun nicht mehr zu diesen zurück kann. Sie mietet sich in einem kleinen Cottage an der Coast Road ein und bietet Schreibkurse für Interessierte an, um sich finanziell über Wasser zu halten. Colette ist attraktiv und schon bald beginnen die ersten Männer des Ortes um ihr Haus herumzuschleichen.

Eine andere Frau aus dem Ort, Izzy Keaveney, ist mit einem Lokalpolitiker verheiratet, der sich für die Legalisierung der Scheidung einsetzt. Izzy ist die meiste Zeit unglücklich in ihrer Ehe und besucht den Schreibkurs von Colette. Ihr Sohn war einst mit Colettes Jüngstem befreundet und so versucht Colette über Izzy Kontakt zu diesem aufzunehmen. Denn ihr Mann hat ihr jeglichen Umgang mit den Kindern untersagt.

Und dann ist da noch Dolores Mullen, die ihr viertes Kind erwartet und mit einem Mann verheiratet ist, der es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt...

Ich fand die Geschichte sehr spannend zu lesen und da ich selbst die ersten 15 Jahre in einer Kleinstadt groß geworden bin, kam mir einiges bekannt vor. In Deutschland galt bis zum Inkrafttreten der Reform von 1976 im Ehescheidungsverfahren noch das Schuldprinzip und Frauen durften davor nicht ohne Erlaubnis ihres Mannes arbeiten gehen.

Das alles kann man sich heute gar nicht mehr richtig vorstellen, war aber für die betroffenen Frauen damals ausgesprochen einschränkend und schmerzhaft.

Ich bin daher froh, dass sich ein irischer Autor, der inzwischen in Berlin lebt, dieses Themas angenommen hat. Denn man sollte nie vergessen, wie unfrei Frauen vor gar nicht einmal so langer Zeit noch waren, damit man alles dafür tut, dass es nie-nie-mals wieder so wird!