Ziemlich deprimierend

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joodie Avatar

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Das Buch ist super schön gestaltet, der mit dieser wunderschönen irischen Landschaft bedruckte Einband (auch unter der Schutzhülle) und das kompakte Format sind wirklich toll.

Und auch "technisch" kann man nicht meckern. Die Sprache ist gut, nicht künstlich, angenehm zu lesen (wenn auch nicht durch besonders tolle oder interessante Formulierungen auffallend), die Charaktere sind gut gezeichnet und lebendig.

Trotzdem hat mir die Lektüre keine große Freude gemacht und das lag vor allem an der wirklich deprimierenden Geschichte. Ländliches Irland in den 90ern, kurz vor Legalisierung der Scheidung. Und drei Frauen, die unglückliche Leben führen. Zwei leiden unter ihren dominanten, betrügenden, teils gewalttätigen Ehemännern, gefangen in einem Dasein nur für die Kinder (die natürlich auch alle unter den unglücklichen Ehen ihrer Eltern leiden) und den Haushalt. Die dritte hat zwar den Schritt gewagt, sich von ihrem Mann zu trennen, zahlt dafür aber auch den Preis, ihre Kinder nicht mehr sehen zu dürfen und in Armut zu leben, ihr Unglück nur gedämpft vom Alkohol.

Klar, das Leben ist nicht immer rosarot und sonnig. In der Vergangenheit waren vermutlich die meisten Ehen eher unglücklich und auch heute noch leben viele Paare so. Doch zu "erleben" wie diese drei Frauen unglücklich vor sich hin leben, nicht nur mit ihren Ehemännern nicht wirklich authentisch kommunizieren und sich mit ihren Gefühlen zeigen können, sondern eigentlich vor niemandem, das hat mich echt fertig gemacht. Wie unglaublich anstrengend muss es sein, nach außen immer das Gesicht wahren zu müssen (denn schließlich wird in einem kleinen Ort über jedes auch nur ansatzweise außergewöhnliche Verhalten ohne Ende getratscht) und selbst im eigenen Zuhause nicht frei und authentisch sein zu können.

Wer sich gerne ausgiebig mit dem unglücklichen Leben von Buchfiguren auseinander setzt, dem sei dieses Buch empfohlen. Ich persönlich brauche da etwas mehr Balance zwischen Positiv und Negativ. Dieses Buch hat ja nicht mal ein tröstliches Ende...