Temporeich und absolut hochklassig!

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hiclaire Avatar

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Deon Meyers Südafrika-Krimis sind einfach eine Klasse für sich – und mit Cobra hat er für meinen Geschmack wieder einen absoluten Volltreffer gelandet. Spannend von Anfang bis Ende.

Drei Tote und eine Entführung gibt es gleich auf den ersten Seiten. Die Leichen sind schnell identifiziert, doch um wen handelt es sich bei der entführten Person? Was ist das Motiv? Schon nach wenigen Blicken auf den Tatort sind sich Bennie Griessel und sein Partner Cupido einig, dieser Fall bedeutet Ärger, großen Ärger! Und genau so kommt es. Die Zusammenhänge sind komplex und knifflig, es geht um einen schwer zu durchschauenden Sumpf von Geld, geheimen Daten und Informationen. Politik und Geheimdienste hängen mit drin, den „Valke“ werden jede Menge Knüppel zwischen die Beine geworfen. Als sich die südafrikanische Geheimpolizei einschaltet sich und die Ermittlungen an sich reißen will, rücken Griessel und sein Team eng zusammen, sie lassen sich nicht einfach so raus drängen.

Es hat mich gefreut zu lesen, wie gut schwarz und weiß sich im Dezernat für Gewaltverbrechen, den Valke, als Team zusammen gefunden haben. Die Probleme früherer Jahre aus der Zeit der Apartheid und vor allem danach scheinen überwunden und werden nicht mehr groß thematisiert. Freundschaftliches Gefrotzel untereinander lässt auf eine gute Stimmung schließen. Und dieser Fall schweißt die Valke sicher noch viel enger zusammen. Als ihnen alles zu entgleiten droht, ist es ausgerechnet Griessel, der desillusionierte, alkoholgefährdete weiße Ermittler, der ihnen eine Perspektive gibt weiter zu machen.

Parallel zu den Ermittlungen von Griessel und seinen Kollegen verläuft der Handlungsstrang mit und um Tyrone Kleinbooi, einem jungen Taschendieb mit ganz speziellem Ehrenkodex. Durch einen „unglücklichen Zufall“, werden er und seine Schwester in die Geschehnisse hineingezogen und geraten in höchste Gefahr. In seinem Besitz befindet sich das, wofür Cobra über Leichen geht – buchstäblich. Tyrone hat nur noch seine Schwester, sie bedeutet ihm alles und so nimmt er den Kampf mit den Killern auf, entwickelt sich vom kleinen Taschendieb zum „Player“. Er ist clever und intelligent und kennt Kapstadt wie seine Hosentasche, aber wird das ausreichen?

Nicht nur mit Tyrone, dem trotz seiner Profession sofort die Sympathien zufliegen, und den man atemlos daumendrückend durch Verfolgungsjagden begleitet, hat er eine klasse Figur herausgearbeitet. Der obercoole Cupido, total unmöglich und kein Blatt vor den Mund nehmend, die taffe und engagierte Mbali Kaleni sind nur zwei weitere der vielen starken und originellen Typen in diesem Thriller.

Deon Meyers Art zu schreiben trifft punktgenau meinen Geschmack. Knapp und eindringlich führt er mich sofort mitten ins Geschehen. Schnelle Szenen- und Schauplatzwechsel halten Tempo und Spannung durchgehend hoch. Ich musste mich stellenweise zwingen langsam zu lesen, damit mir die sprachlichen Feinheiten nicht entgehen.
Die Dialoge sind klasse, authentisch und glaubwürdig bis ins kleinste Detail, dabei unterhaltsam, oft voller Ironie und trockenem Humor. Ein Hauch augenzwinkernde Sentimentalität an der ein oder anderen Stelle lockert diesen insgesamt eher harten Thriller auch mal auf und macht das Lesevergnügen für mich perfekt.

Von mir gibt es die volle Punktzahl und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Deon Meyer.