Wenn es Killerpilze regnet...

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David Koepp ist der Drehbuchautor von u. a. Jurassic Park, Krieg der Welten und Spiderman und veröffentlichte nun seinen ersten Thriller. Da ich ein Fan der Filme bin, wollte ich mir sein Debüt nicht entgehen lassen.

1987 stürzt ein mutierter Pilz mit Weltraumschrott auf die Erde und verbreitet sich in einem kleinen australischen Wüstendorf. Das entsandte Einsatzteam findet nur noch Leichen vor. Die Gegend wird zur Sicherheit niedergebrannt, aber eine kleine Probe des Pilzes wird zu Forschungszwecken in die USA überführt, in einem unterirdischen Trakt in Sicherheit gebracht – und vergessen.
Jahrzehnte später ist die militärische Einrichtung längst verkauft und zu einem Self-Storage-Lagerhaus umfunktioniert worden, in dem die gelangweilten Wachleute Teacake und Naomi Nachtschicht arbeiten. Eines Nachts hören beide ein mysteriöses Piepsen und gehen der Sache nach, wodurch sie eine Kette katastrophaler Vorkommnisse in Gang setzen…

Das Cover trifft meinen Geschmack nicht, anders als der leuchtend giftgrüne Buchrücken dieser broschierten Ausgabe, der im Bücherregal auffällt.

Der erste Teil des Werks, der 1987 spielt, überzeugte mich schon nach wenigen Seiten. Wir lernen die drei Mitglieder der Einsatzgruppe näher kennen, die im Flugzeug nach Australien sitzen. Sofort fiel mir auf, dass David Koepp ein gutes Gespür für Charaktere hat. Er hauchte ihnen Leben ein und formte sie zu greifbaren Individuen. Insgesamt lebt das ganze Buch von den besonderen Figuren.
Weitere davon lernen wir im Hauptstrang der Geschichte kennen, im Jahre 2019. Der Ex-Sträfling Teacake, für den seine erste Arbeitsstelle nach dem Gefängnis alles ist und Naomi, eine alleinerziehende Mutter, die ihre Chance auf ein Studium trotz ungeplantem Kind noch ergreifen möchte und sich etwas dazu verdient, sind beide sehr einprägsam gezeichnet, mit sympathischen und unsympathischen Aspekten, die sie real wirken lassen. Man erfährt einiges aus ihrem Privatleben und das nicht ohne Grund, denn noch weitere Menschen finden in dieser schicksalhaften Nacht auf unterschiedliche Weise ihren Weg zum Lagerhaus und werden in den Kampf gegen den Pilz mit hineingezogen. Und da wäre noch der Pilz. Der Autor gab ihm eine Art Persönlichkeit. Einige Kapitel sind aus seiner Sicht geschrieben, was ich innovativ und spannend fand.

Spannend blieb es aber nicht dauerhaft. Zwischenzeitlich muss man als Leser Geduld haben, bis die Geschichte wieder an Schwung gewinnt. Insgesamt passierte mir einfach zu wenig. Es fühlte sich an wie ein langgezogener Film. Man merkt dem Autor an, dass er Drehbücher schreibt. David Koepp glänzt aber mit einem flüssigen Schreibstil, gewürzt mit cleverem Sinn für Humor. Immer wieder werden ulkige und bizarre Ereignisse eingestreut, um der gruseligen Grundstimmung Witz zu verleihen.

„Cold Storage“ ist ein unterhaltsamer Thriller für Freunde des Body-Horror-Genre wie John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“.