Solider Auftakt

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skaramel Avatar

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In Commissario Gaetano und der lügende Fisch entführt uns Fabio Nola in das lebendige, aber auch düstere Neapel. Während die Stadt das Fest des Heiligen San Gennaro feiert, wird ein Mann enthauptet aufgefunden: ein Mord, der an das Schicksal des Stadtpatrons erinnert. Commissario Salvatore Gaetano übernimmt die Ermittlungen und stößt dabei auf eine Vielzahl von Rätseln und Abgründen. Der Krimi besticht durch seine atmosphärische Dichte und die authentische Darstellung Neapels, weist für mich jedoch Schwächen mit den Charakteren und dem Erzähltempo auf.
Der Einstieg in den Krimi fiel mir nicht leicht. Obwohl die Grundidee, ein Mord während eines religiösen Festes mit symbolischer Bedeutung, vielversprechend ist, empfand ich die Charaktere als wenig greifbar. Commissario Gaetano bleibt für mich blass; seine Gedanken und Gefühle werden nur oberflächlich beleuchtet, was es schwierig machte, eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Auch die Nebenfiguren, wie seine Kollegin Emilia oder der Psychologe Dottore Giraudo, wirken eher wie Statisten ohne Tiefe. Zeitgleich schwankt das Erzähltempo erheblich. Einige Passagen ziehen sich in die Länge, insbesondere wenn es um die detaillierte Beschreibung von Nebensächlichkeiten geht. Andere Szenen, die für die Handlung deutlich wichtiger wären, werden hingegen zu knapp abgehandelt. Beispielsweise war die Szene mit dem Fund es Kopfes so schnell vorbei. Hingegen fühlten sich die Gespräche mit Carla an, als würden sie nie enden. Dieses Ungleichgewicht erschwerte das ganze Leseerlebnis.
Was ich jedoch sehr mochte, war die Darstellung Neapels. Nola gelingt es, die Stadt mit all ihren Facetten – von den belebten Gassen bis zu den düsteren Ecken – lebendig werden zu lassen. Die Verwendung des neapolitanischen Dialekts und die Integration kultureller Elemente verleihen dem Krimi Authentizität, die den Charakteren ja so deutlich fehlt.
Insgesamt bietet Commissario Gaetano und der lügende Fisch eine interessante Krimihandlung in einem faszinierenden Setting. Leider leidet all dies an der Charakterzeichnung und dem Erzähltempo Für Liebhaber von atmosphärischen Krimis mit regionalem Flair könnte das Buch dennoch lesenswert sein. Ein solider Auftakt.