ein sehr interessanter Roman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
herzchen.65 Avatar

Von

Bei den Romanen von Nicolas Mathieu liebe ich es, dass man neben der eigentlichen Geschichte noch sehr viel mehr über die Gesellschaft in Frankreich erfährt. In "Connemara" geht es nun um die fast vierzig Jahre alte Hélène. Sie hat den Aufstieg in ihrem Leben geschafft, eine Familie, zwei Töchter, einen gut bezahlten Job, doch wirklich glücklich ist sie nicht. Sie ringt schon lange um einen Aufstieg in der Firma, doch befördert wird sie nicht. Ihre Beziehung ist auch nicht mehr ganz das Wahre. Hat sie sich im Leben für den richtigen Weg entschieden? Mit ihrer neuen Praktikantin kommt Aufschwung in ihr Leben. Sie probieren Tinder aus und Hélène lässt sich auf Neues ein und beginnt eine Affäre mit Christophe. Ihn kennt sie bereits aus ihrer Schulzeit, allerdings hat er einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Seine Eishockeykariere ist schon lange vorbei, seine Beziehungen waren nie das und er hat es nie aus der kleinen Stadt hinausgeschafft. Und so treffen zwei Gesellschaftsschichten aufeinander, die wahrscheinlich nicht unterschiedlicher sein könnten.
Mit verschiedenen Rückblenden, Situationen des Alltags der beiden und ihren Dates gelingt es Mathieu sehr abwechslungsreich über die gesellschaftliche Situation, Politisches, wie Privates zu erzählen. Man kommt beiden Protagonisten sehr nahe und ich konnte mich wirklich sehr gut in die Situation und das Leben der beiden hineinversetzen. Sehr klar und detailliert, manchmal etwas zu intensiv. Zumindest fragte ich mich ab dem zweiten intimen Moment, ob viele Sexszenen für so einen Roman wirklich wichtig sind und wie wohl eine Frau über diese Affäre geschrieben hätte. Alles andere fand ich sehr faszinierend und ich mochte die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Themen, den Rollenzuschreibungen und der Frage, die sich jeder früher oder später stellt: Bin ich zufrieden mit meinem Leben oder wäre es an der Zeit für einen Neustart?