Gesellschaftskritik

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kaffeeelse Avatar

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5 Sterne für dieses Buch! Schon mit "Rose Royal" hatte mich der französische Autor Nicolas Mathieu begeistert und auch mit "Connemara" schafft Mathieu dies.
Hélène und Christophe, eine gemeinsam verbrachte Jugend und ein erneutes Aufeinandertreffen zu späterer Zeit. Die Vergangenheit und Jetzt treffen aufeinander und münden in einer Affäre. Doch dieses Buch auf eine Affäre zu reduzieren wäre unverzeihlich. Denn obwohl diese Affäre in dem Buch einen hohen Stellenwert hat, steht sie doch in meinen Augen nicht zentral. Denn dieses Zentrale in dem Buch ist in meinen Augen eine intensive Abrechnung mit der französischen Gesellschaft. Denn Hélène und Christophe treffen in einer kleinen Stadt im Osten Frankreichs aufeinander, genau die Stadt, in der sie ihre Jugend verbracht haben und genau die Stadt, der Hélène entfliehen konnte. Und damit steht ein Stadt-Landgefälle zentral. Aber nicht nur dies. Nicolas Mathieu lässt Hélène auf ihr Gestern, auf ihren Werdegang und auf ihr Jetzt blicken und darin lässt sich ebenso diese Geschlechterungleichheit erkennen. Ein feministisches Buch eines männlichen Autors. Schon in "Rose Royal" ließ sich diese Kritik an dem Umgang mit der Weiblichkeit in unserer patriarchalen Gesellschaft ablesen und auch in "Connemara" ermöglicht Nicolas Mathieu einen feministischen Blick. Dies ist etwas, was ich sehr schätze. Denn in genau dieser Ungleichheit liegt ein großes Problem in unserer Gesellschaft, ja, auch in unserer Gesellschaft, nicht nur in der französischen Gesellschaft, die der Autor hier schildert. Aber nicht nur dieses Thema steht zentral, sondern ebenso blickt Nicolas Mathieu hier auf unser Wirtschaftsleben, auf die Brutalität in diesem, auf diesen männlichen Krieg in dieser Wirtschaftswelt. Ein Krieg und ein Druck, welcher gefährlich und sezierend in unseren Gesellschaften wirkt, die Schere in unseren Gesellschaften immer weiter auseinanderdriften lässt und schlussendlich die Gefahr des Zusammenbruchs beinhaltet. Denn irgendwann versteht die Wirtschaftswelt/die großstädtische Welt die anderen Bevölkerungsschichten nicht mehr und darin liegt eine beträchtliche Gefahr in meinen Augen.
Schon in "Rose Royal" konnte Nicolas Mathieu mit einem wachen und intensiven Blick auf seine Charaktere und auf unsere Gesellschaft punkten. Auch in "Connemara" gelingt ihm dies bravourös und genau deshalb bekommt "Connemara" von mir auch diese 5 Sterne und eine Leseempfehlung.