Mathieu macht den Unterschied

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mike nelson Avatar

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Mathieu macht den Unterschied! Auch in seinem neuen Roman "Connemara" hat es der französische Autor aus Nancy einmal mehr geschafft, dass ich ein Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte. Dies aber weniger, weil er über die gut 400 Seiten hinweg einen fortlaufenden Spannungsbogen kreiiert, sondern vielmehr wegen der Präzision seiner Beschreibungen, wegen seiner sehr direkten und präzisen Sprache. Und weil bei Nicolas Mathieu immer auch alles politisch ist, ist sein Kernthema die Begegnung zweier sozialer Schichten, die sich in Person des ehemaligen Eishockeyspielers Christophe und der erfolgreichen Hélene: Christophe aufgewachsen in einem kleinen Ort, dort verblieben, eher Vertreter der unteren Mittelschicht, ausgestattet mit einem eher klassischen, männlichen Rollenverständnis und Hélene, zwar mit Christophe zur Schule gegangen, aber Karriere gemacht, in die Nähe von Nancy gezogen und in die obere Mittelschicht aufgestiegen. Und es lässt sich schon relativ früh ahnen, dass das, was die beiden anfänglich füreinander attraktiv macht, bereits den Kern das Scheitern enthält. Im Groben teilt sich die Handlung in zwei Zeitebenen, die Jugendjahre und die Zeit der Wiederbegegnung der Erwachsenen, beide beziehungsenttäuscht und (mäßig) auf der Suche, am 'Vorabend' der Wahl des neuen französischen Präsidenten Emmanuell Macron. Zwei Milieus, die sich begegnen, zwei Menschen die zwar neugierig aufeinander sind, den Sex miteinander zelebrieren, am Ende aber in ihrem Liebesversuch wegen zu großer Unterschiede scheitern - eine französische Liebesgeschichte halt! Das Ende der Beziehung kann man wohl kaum besser beschreiben: "Sie wechseln noch ein paar Worte, ein Küsschen, das Gespräch endet, und er tritt aufs Gaspedal, das Herz in Scherben."