Mehr Zimt als Substanz

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coni90 Avatar

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Als Jonnas Vater ihr die finanzielle Unterstützung streicht, strandet sie im Café "Copenhagen Cinnamon" vom emotional sehr verschlossenen Besitzer Mads. Kurzerhand wird sie als Barista eingestellt und schnell entsteht zwischen den beiden eine Anziehung, derer sie sich nur schwer erwehren können. Doch als sie erkennen, dass ihre Vergangenheit stärker mit einander verknüpft ist als gedacht, droht jegliche Annäherung im Keim erstickt zu werden.

„Copenhagen Cinnamon“ bietet ein stimmungsvolles Setting, leicht herbstliche Vibes und ein gemütliches Café als Wohlfühlkulisse, doch die Figurenzeichnung und die Glaubwürdigkeit einiger Konflikte konnten mich nicht vollkommen überzeugen.

Das Ambiente mit dem charmanten Café und später sogar mit einem Hausboot in Kopenhagen gehörte eindeutig zu den Stärken des Romans. Die Szenen hatten für mich etwas Warmes, Behagliches und wären eigentlich perfekt für eine Cozy-Romance. Viele Dialoge waren witzig-unterhaltsam, einige Entgegnungen zwischen den beiden Hauptfiguren Mads und Jonna trafen genau den Ton, der das Lesen leicht machte. Doch mit den beiden Protagonisten wurde ich leider nicht wirklich warm.

Jonna wirkte einerseits suchend und unsicher, andererseits erstaunlich fordernd und manchmal doch sehr unverschämt auf mich. Sie möchte ihren eigenen Weg finden, hängt aber gleichzeitig stark am finanziellen Support ihres Vaters — ein Spannungsfeld, das nicht immer konsistent erzählt wirkte. Ihr Drang, sich im Café bei Mats einzubringen, obwohl sie keinerlei Berechtigung dazu hat, ließ sie auf mich oft aufdringlich wirken.

Mads dagegen ist der typische „verletzte Einzelgänger“, der niemanden an sich heranlassen will... außer natürlich die Protagonistin, die ihn schon nach wenigen Minuten erstaunlich tief berührt. Diese Mischung aus emotionaler Blockade und Besitzdenken in Bezug auf Jonna wirkte auf mich eher konstruiert als authentisch.

Vor allem aber der Konflikt mit Jonnas Vater blieb für mich der schwächste Punkt: Er verlangte von ihr klare Entscheidungen, reduzierte seine Unterstützung abrupt und ließ gleichzeitig seine sehr fragwürdige Begleiterin in die Erziehung hineinpfuschen. Seine Beweggründe blieben für mich kaum nachvollziehbar und dadurch wirkte vieles einfach harsch statt realistisch. Auch die juristischen Elemente und der zentrale „Fall“ im Buch fühlten sich für mich eher oberflächlich-konstruiert und stellenweise unlogisch an. Obwohl ein juristischer Rat laut Nachwort angeblich eingeflossen ist, blieben einige Szenen doch schwer glaubwürdig.

Auch auf Mads Seite waren manche Entscheidungen widersprüchlich: finanzielle Sorgen im Café, aber gleichzeitig neue Angestellte; starke emotionale Reaktionen, aber wenig kommunikativer Wille. Situationen, die mit einem ruhigen Gespräch gelöst wären, wurden unnötig dramatisiert. Die Enemies-to-Lovers-Dynamik wirkte eher wie „Fake Enemies“, weil beide einfach nicht miteinander redeten.

Der romantische Funke zündete zwar früh, aber mir war die Anziehung meist zu offensichtlich und zu wenig organisch. Die Entwicklung „Ich will niemanden an mich heranlassen“ zu „Ich liebe sie“ passierte sehr schnell, ohne dass der Prozess emotional überzeugend transportiert wurde. Auch die Spannung oder Wendungen im letzten Teil habe ich nicht als überraschend empfunden, sondern eher als vorhersehbar.

Fazit: „Copenhagen Cinnamon“ hat ein wunderschönes Setting und einzelne liebenswerte Nebenfiguren, besonders der Mads' Großvater Knut war ein Highlight. Doch die Hauptfiguren und ihre Konflikte blieben für mich zu oberflächlich, teilweise unlogisch und in ihrer Dynamik wenig glaubhaft. Der Roman las sich leicht und hatte humorvolle Momente, aber insgesamt konnte mich die Geschichte nicht wirklich packen. Ein Wohlfühl-Setting mit Potenzial, aber Figuren und Plot haben mich eher frustriert als berührt.