Stimmungsvoll, aber auch holprig

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marcello Avatar

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Als der Herbst losgegangen ist, war „Copenhagen Cinnamon“ von Stefanie Neeb eines der Bücher, die man nur noch überall gesehen hat. Inzwischen haben wir Dezember, alle sind in Weihnachtsstimmung, offiziell haben wir aber noch Herbst, also von daher war es für mich nicht so spät, nun mir mal das dazugehörige Hörbuch vorzunehmen.

Gelesen wird das ganze Geschehen durch Louis Friedemann Thiele und Aileen Wrozyna. Ihn habe ich nun schon sehr oft gehört, bei ihr war es aber das erste Mal. Ich hatte aber nichts gegen beide Stimmen auszusetzen, weil der Hörfluss gut gelungen ist. Dennoch verbindet man die Stimmen irgendwie natürlich auch mit den Charakteren und da sind wir dann bei meinem Kritikpunkt an diesem Auftaktband. Mir passiert es öfters schon mal, dass ich entweder mit ihm oder mit ihr ein richtiges Problem habe, aber dass beide mich in den Wahnsinn treiben können, das ist schon selten. Ich möchte keinesfalls behaupten, dass ich durchgängig mit Jonna und Mads nicht klar gekommen wäre, aber beide hatten ihre Momente, die es schwierig gemacht hat.

Im Grunde ging es gut los. Die jeweiligen Lebenssituationen von Mads und Jonna sind uns anschaulich präsentiert worden. Bis die beiden überhaupt das erste Mal aufeinandertreffen, haben wir schon genug Basics an der Hand und das hat mir gut gefallen. So ein Café als Setting ist immer etwas, was mich anzieht. Gerade wenn es so familiär rüberkommt und nicht wie ein Großcafé nur mit Durchgangsverkehr. Das hat dann auch mit der Stimmung gut in den Herbst gepasst, denn ich kenne es von mir selbst, dass es mit kälter werdenden Temperaturen reizvoller wird, Warmes zu trinken und wieder mehr Gebäck zu essen. Also man merkt, die Ausgangslage war gut. Auch die erste Begegnung war völlig okay, denn sie treffen ein wenig ungünstig aufeinander, aber es hatte schon einen gewissen Humor, auch weil das Buch später viel damit arbeitet, einige Momente verbal nochmal zu kopieren.

Angesichts von Jonnas Rastlosigkeit war es auch spannend zu sehen, wie sie in dem Café Leidenschaft findet. Ich fand insgesamt alles rund um das Café gelungen, was für mich aber holprig war, das war das Zusammenfinden als Paar und daraus resultierende Charakterentscheidungen. Mir ist der Punkt zu früh umgesprungen, an dem merkte, die beiden haben nun eine Bedeutung füreinander, die über Kollegen hinausgehen. Denn mit dem Sprung ging auf einmal Eifersucht und emotional sprunghaftes Verhalten einher. Eifersucht ist sicherlich kein Gefühl, das man per se verurteilen sollte, aber hier fand ich es unfassbar kindisch dargestellt. Gerade Jonna hatte da einen Moment, da hat mich die Geschichte fast verloren, weil sie all ihre eigenen Gefühle und Sorgen einfach auf Mads umgelegt hat und daraus dann auf einmal emotional umzuschwenken, das hat mich nicht mitnehmen können.

Die Handlung bekommt durch die Geheimnisse aus Mads‘ Vergangenheit noch eine zweite Ebene, die auch eine gewisse Spannung mitgebracht hat, weil ich mich gefragt habe, was ist genau passiert. Es hat auch eine Seite von Jonna gezeigt, die ich wieder besser nachvollziehen konnte, weil es um ein inneres Gerechtigkeitsbedürfnis geht. Da war Mads dann an dem Punkt, wo es schwer wurde. Auch wenn Trauer und Verlust Gefühle sind, die wenig mit Rationalität zu tun haben, aber man hat der gesamten Familie von ihm angemerkt, wie viele falsche Entscheidungen daraus gefolgt sind. Ich fand es fast schon etwas zu viel, wie viel die Familie da untereinander falsch verstanden hat. Insgesamt würde ich daher sagen, dass für mich einiges etwas zu übertrieben und sprunghaft war. Umgekehrt stimmte aber die Stimmung und die Spannungselemente. Vielleicht hätte ich mir bei dem Kopenhagen-Setting auch noch mehr Einblicke in die Stadt erhofft.

Fazit: Ich bin mit „Copenhagen Cinnamon“ etwas später als andere dran, aber es passte für mich noch gut in die Stimmung. Das Café als Setting war da das große Plus. Ich hatte charakterlich und mit ein paar Entscheidungen in der Dramatik Probleme, aber es war eine Welt, in der ich gerne war und wo ich gerne überprüfen möchte, wie es sich bei einem anderen Paar gestaltet.