Bis(s) zum fiesesten Cliffhanger

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nathi_taiwan Avatar

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Nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern zieht Grace zu ihrem Onkel nach Alaska, wo dieser – fernab von jeglicher Menschenseele – ein Internat leitet. Die Spannung im Internat zwischen verschiedenen Cliquen von Schüler:innen ist geladen und aggressiv, ja fast gewalttätig, insbesondere der düstere Jaxon. Ehe Grace sich versieht, wird sie Teil dieses Machtkampfes, deren Hintergründe sie jedoch überhaupt nicht versteht. Doch eines ist für sie klar: Eine normale Highschool ist das definitiv nicht!

Der Einstieg ins Buch gelang problemlos aufgrund des jugendlichen und erfrischend humorvollen Schreibstils, der perfekt zu Graces Charakter passt. Denn obwohl Grace noch immer versucht zu lernen mit dem Tod ihrer Eltern umzugehen, ist sie gleichzeitig auch schlagfertig, mutig und immer für einen schlechten Witz zu haben! Und obwohl sie manchmal sehr naiv handelt (was mich bei weiblichen Protas oft stört), fand ich es super, dass ihr immer auch selber bewusst war, wie sie gerade agiert. Beispielsweise ist den Leser:innen natürlich dank des blutigem Covers – spätestens aber wenn Grace Twilight liest – klar: An diesem Internat treiben Vampire ihr Unwesen. Grace hingegen weiß nicht, wie ihr Buchcover aussieht und braucht ziemlich lange (nach ca. 55% des Buches) bis sie auf des Rätsels Lösung kommt. Die ganzen Vampiranspielungen, die die Autorin immer wieder einstreut (Twilight!), fand ich genial da sie oft sehr ironisch waren und vom Humor der Autorin zeugen. Mein persönliches Highlight waren die Kapitelüberschriften, die mich oft zum Schmunzeln gebracht haben.

Negativ sind mir zwei Dinge aufgefallen. Zum einen ging mir einiges zu schnell: So nehmen die ersten drei Tage von Graces neuem Schulalltag etwa 50% des Buches ein, was zuerst sehr langatmig klingt, wenn man sich das vor Augen führt – tatsächlich hatte ich aber nicht das Gefühl, dass es sich gezogen hat. Stattdessen fiel es mir schwer der stetig ernster werdenden Beziehung zwischen Grace und Jaxon nachzuvollziehen, da sie sich ja erst seit drei Tagen kennen.
Zum anderen hat es mich gestört, dass sehr wenig Hintergrundinformationen über Vampire und die anderen Gangs an der Schule vermittelt wurden, da hätte ich nämlich gerne mehr erfahren.

In aller Kürze:
Jugendlicher und humorvoller Schreibstil, der einen durch die Seiten fliegen lässt. Witzige und fiese Charaktere, die auf den ersten Blick oberflächlich erscheinen, im Laufe des Buches aber an Tiefe gewinnen. Zum Teil vorhersehbarer Plot, der aber durch einen sehr unerwarteten und fiesen Cliffhanger am Ende an Komplexität gewinnt.
Das Buch hat mich nicht komplett überzeugt, dennoch möchte ich gerne wissen, wie es weitergeht.