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lavendelknowsbest Avatar

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Grace hat alles verloren als sie nach Alaska kommt. Nach dem Unfalltod ihrer Eltern muss sie ihre Heimat in Kalifornien verlassen und an das Internat ihres Onkels in den eisig kalten Bundesstaat ziehen. Die Katmere Academy ist nobel und ihre Schüler kommen aus elitären Kreisen. Was Grace nicht weiß, ist, dass sie sich dort in die Höhle des Löwen begeben hat und in großer Gefahr schwebt.

Von Anfang an war es ja ein offenes Geheimnis, auf welche Kreaturen wir in dem Jugendbuch stoßen würden. Die Autorin macht sich auch keine große Mühe dies in der Handlung zu verbergen. Es weiß jeder außer Grace und so kommt die große Enthüllung erst nach über der Hälfte des Buches, welches übrigens über 650 Seiten umfasst. Um zu diesem Punkt zu kommen, war es leider eine sehr zähe und langwierige Angelegenheit.

Bis dahin bekamen wir die Katmere Academy gezeigt und mehrfach mitgeteilt, wie unfassbar kalt die Winter von Alaska doch seien. So richtig viel Handlung passierte da nicht. Grace lernt auch nur eine Handvoll Schüler kennen, von denen mir sofort klar war, wer ein böses Spiel spielt. Die Rollenverteilung war zu offensichtlich, um am Ende noch für große Überraschungen zu sorgen.

Grace ist die typische Protagonistin für einen romantischen Fantasyroman. Sie hat ein schlimmes Schicksal hinter sich, ist naiv und schafft es stets sich in brenzliche Situationen zu manövrieren. Von denen gibt es für sie einige, denn jemand hat es auf sie abgesehen. Die Geschichte wird allein aus ihrer Perspektive erzählt, was ein wenig eintönig war. Die Sicht des Protagonisten Jaxon war deutlich spannender, wie die Probekapitel am Ende bewiesen.

Jaxon ist der perfekte Protagonist des Genres: Düster, geheimnisvoll, unglaublich gutaussehend und er hat ein Auge auf Grace geworfen.
Worin die Anziehung der beiden bestand, war mir bis zum Ende nicht klar. Es ist die ganz große Liebe, doch die Autorin hatte sich leider nicht die Mühe gemacht, diese durch die Buchseiten zu transportieren. Es sei denn, es ist für Grace total ausreichend, ständig leckeres Essen serviert zu bekommen und einen kontrollzwangsartigen Schutz zu erhalten...

Was ich ganz gut fand, war der Humor, der ab und an aufblitzte. Flachwitze sind eine Spezialität der Autorin und auch die Referenzen zu Popkulturellem machte die Geschichte recht modern. Das war definitiv ein Pluspunkt.
Allerdings konnte mich Tracy Wolff darüber hinaus mit ihrem Schreibstil nicht bei der Stange halten. Immer wenn ich zum Buch griff, brauchte ich sehr lange um mich in die Geschichte hineinzufinden. Ich las auch selten mehr als 50 Seiten am Stück und so brauchte ich dementsprechend lang für diesen Schinken.

Auf den letzten 100 Seiten kommt dann so etwas wie Spannung auf, doch auch hier schaffte die Autorin es nicht, den Cliffhanger so zu verpacken, dass ich aus den Socken gehauen wurde. Ich möchte ernsthaft bezweifeln, dass ich die Trilogie weiterlesen werde. Die Bücher sehen zwar grandios aus, doch auch deren Klappentexte sind so nichtssagend wie der bisherige Inhalt.

Tracy Wolffs "Crave" fehlte die dringend benötigte Portion Biss! Ich freute mich darauf endlich mal wieder so eine Art Jugendbuch zu lesen und fand mich dann in einem kalten und handlungsarmen 680 Seiten starken Schinken wieder. Dabei hat die Handlung gerade mal einen Umfang, der auch locker auf 400 Seiten auserzählt worden wäre.