Roter Faden, wo bist du?

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marcello Avatar

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"Crazy in Love 1" handelt von Dahlia, die eines Abends einen attraktiven Fremden kennen lernt und sich sofort zu ihm hingezogen fühlt. Da sie aber an Ben vergeben ist, bleibt es bei einem Kuss. Zwei Jahre später ist Dahlia wieder Single, denn ihr Freund Ben wurde ermordet. Lange Zeit hat sie sich danach gequält ins Leben zurück zu finden. Ein Fotoauftrag mit dem Leadsänger einer aufstrebenden Band soll sie wieder auf andere Gedanken bringen. Der Leadsänger dieser Band ist River Wildes und genau der attraktive Fremde, der Dahlia so faszinieren konnte wie nie einer zuvor. Und auch er hat den Kuss von damals nicht vergessen...
Ganz, ganz schwierig diesen Erotikroman zu bewerten. Der Einstieg ist bis auf die Klischeeeingangsepisode gelungen. Man hat Dahlia und River kennen gelernt und die Chemie, die zwischen den beiden herrscht, wurde deutlich rübergebracht. Danach gibt es den Schnitt hin zu Dahlias Leben mit Ben. Ab da beginnt für ein paar Seiten solide Unterhaltung. Die Geschichte ihrer Beziehung wird kurz und dennoch wirkungsvoll wiedergegeben, man bekommt einen aktuellen Einblick und gleich auch darauf das Ende der Beziehung, da Ben ermordet wird. Auch die Zeit hiernach wird noch gut nachvollziehbar erzählt. Man kann die dunkle Phase, in der sich Dahlia über ein Jahr befindet, vollkommen nachvollziehen. Mit dem Auftrag für ein Interview mit anschließendem Fotoshoot beginnt dann jedoch der schwierige Teil. Schwuppdiwups setzt jede Identifikation mit Dahlia aus, denn plötzlich hat man nur noch eine schwanzgesteuerte (oder sagen wir dem Geschlecht angepasst lieber hormongesteuert) Figur, der anscheinend jeglicher Verstand und damit ihre liebenswerten Eigenschaften geraubt wurden. Denn sie trifft auf River, den Sexgott in Person und denken ist in diesem Zusammenhang nicht mehr möglich. Klar, die sexuelle Anziehungskraft der beiden wird deutlich und wird auch exessiv beschrieben, aber das dann auch wirklich hunderte Seiten nonstop. Das war mir dann echt zu viel, denn eine wirkliche Geschichte kam hier so gut wie nicht zustande. Das bisschen Dramatik, dass die Autorin zwischendurch einwerfen wollte, verpuffte sofort wieder, da die Probleme volllkommen konstruiert und damit überhaupt nicht glaubwürdig waren. Die Mitte dieses Romans war praktisch vollkommen zum Vergessen. Plötzlich setzten dann einige Kapitel aus Rivers Sicht ein. Das hat das ganze natürlich wieder etwas interessanter gemacht, da man nun eine andere Perspektive auf die Geschehnisse geboten bekam. Gleichzeitig schafft das aber auch den bitteren Nachgeschmack, dass man dieser Erzähltechnik schon viel früher hätte wählen können. So wirkte es total willkürlich, auch wenn es wieder Spannungselemente bot. Konsequente Erzählung sieht da einfach anders aus. Mit Rivers Perspektive setzte dann auch tatsächlich wieder eine Geschichte ein, die die letzten 50 Seiten zu etwas machen, was man dann fast schon wieder Lesevergnügen nennen kann. Das Ende ist dann vollkommen überraschend und beinhaltet auch noch einen Cliffhanger. Ziemlich fies, denn eigentlich wäre ich gerne mit diesem Buch fertig gewesen und damit auch mit den Charakteren. Die Figuren waren zwar erträglich, aber ihre Geschichte ist für mich eigentlich auserzählt. Und dennoch will man nach diesem Ende wissen, wie es weitergeht. Irgendwie habe ich aber die große Befürchtung, dass dieser Cliffhanger nur bei 100 von möglichen 400 Seiten eines zweiten Teils für Spannung sorgen kann. Der Rest wird sich wahrscheinlich nur wieder um Sex, Sex und achja Sex drehen. Ja, ich weiß, dieses Buch ist offensichtlich ein Erotikroman. Aber doch eben ein -roman und da muss man mehr als reine Pornographie erwarten dürfen. Also defintitv eine schwierige Entscheidung, ob ich bei dem zweiten Teil am Ball bleibe.
Für "Crazy in Love 1" vergebe ich 2 Sterne!