Guter Auftakt

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chrischid Avatar

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Als der Gefangenentransport einen Unfall hat, sieht ein kaltblütiger Mörder seine Chance. Gemeinsam mit einem weiteren Gefangenen schlägt er sich in die Wälder. Als ihr Weg den eines kleinen Mädchens auf einem Campingplatz kreuzt, scheint das Schicksal der Kleinen besiegelt zu sein. Doch niemand weiß, dass sie in die Finger der beiden Flüchtigen gefallen ist. So nimmt Warren Harper, der Vater des Mädchens, gemeinsam mit der Hundeführerin Angel Burns, selbst die Verfolgung auf und ahnt nicht, worauf er sich eingelassen hat...

„Ohne Gnade“ ist der erste Band der neuen Reihe „Crossroads“ aus der Feder von Michelle Raven. Die Geschichte als solche klingt zunächst wenig spektakulär, zwei Gefangene auf der Flucht, ein verschwundenes Mädchen und ein Vater in Angst. Dass die Wege sich zwangsläufig kreuzen ist schon im Vorfeld abzusehen, doch stellt man sich unwillkürlich die Frage, was groß geschehen soll, das eine Grüppchen will nicht gefunden werden, das andere begibt sich auf eine verzweifelte Suche und die Polizei findet keinen rechten Anhaltspunkt. Während der Lektüre spürt man dann aber die detaillierte Umsetzung der Thematik, mit Liebe zum Detail. Entsprechend positiv überrascht ist man davon, was sich alles aus einer auf den ersten Blick einfach gestrickten Geschichte machen lässt.

Es finden regelmäßige Perspektivwechsel statt, schließlich laufen zunächst mehrere Handlungsstränge parallel nebeneinander her. Zwar haben sie gemeinsame Schnittpunkte, doch wann sie schlussendlich tatsächlich zusammenlaufen, und ob überhaupt, ist lange Zeit unklar. Somit bleibt das Geschehen in Bewegung und gibt dem Leser immer mal wieder Platz für Spekulationen, denn während man der einen Gruppe folgt, weiß man zwangsläufig nicht was die andere gerade treibt. Auch wie groß der Abstand zwischen Flüchtigen und Verfolgern ist, bleibt im Dunkeln, so dass Spielraum für eigene Interpretationen bleibt.

Kontinuierlich wird Spannung aufgebaut, die sich von Seite zu Seite steigert und es dem Leser immer schwerer macht das Buch zur Seite zu legen. Unvorhergesehene Wendungen und unvorstellbare Taten lassen einem so manches Mal den Atem stocken. Man fragt sich mehr als einmal wozu Menschen in der Lage sein können und wie eine solche Person wohl denken muss. Nachvollziehbar ist so manches Verhalten wohl für die Wenigsten.
Leider bricht die Spannung Richtung Ende ein. Es scheint als wäre hier fast schon zwanghaft versucht worden noch mehr Wendungen einfließen zu lassen, um Spannung zu erzeugen. Erreicht wurde damit jedoch das Gegenteil, die Spannung flacht ab, da man sich immer häufiger fragt, ob die folgenden Situationen wirklich noch unbedingt notwendig gewesen wären. Es wirkt leider ein wenig gekünstelt und zäh.
Ganz zum Schluss findet die Geschichte glücklicherweise noch einmal zu ihrer alten Form zurück, bietet zwar kaum Erkenntnisse, die man nicht vorhergesehen hätte, ist aber dennoch in sich stimmig.

Der Auftakt ist in weiten Teilen gut gelungen, so dass man gespannt sein kann wie es weiter gehen wird.