Curia

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sissidack Avatar

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Mein erster Gedanke war: „Wieder der Vatikan? Also noch ne Verschwörung.“ Völlig ohne jeglichen Einstieg wird man in ein Gespräch zwischen zwei Geistlichen geworfen, dessen Inhalt entsprechend unverständlich ist. Ein weiteres kurzes Gespräch folgt, welches die Situation aber auch nicht aufklärt- mehr oder minder ahnungslos erlebt der Leser ein Treffen des zweitmächtigsten Mannes des Heiligen Stuhls mit einem seiner  - nennen wir es mal „Untergebenen“. Wie nicht anders zu erwarten ist ein bedeutsames Schriftstück vorerst nicht näher bezeichneten Inhalts aufgetaucht. Es verbindet die Kirche auf irgendeine Art und Weise mit der Zeit des ägyptischen Pharao Echnaton. Welch ein Wunder - das Schriftstück wird für unglaubwürdig erklärt. Als hätte man das nicht kommen sehen… Ein Schriftstück, welches die Glaubwürdigkeit der Bibel und damit die Macht des Vatikan in Frage stellt darf es nicht gegen und deshalb muss es falsch sein. Weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf. Und wie es der Zufall oder wahlweise Gottes Wille nun einmal ist, wird der Kardinal, der besagtes Schriftstück dem Papst präsentieren will, kurz vor seiner Audienz mit dem Papst von einem Auto angefahren und getötet.

Ein Sprung bringt uns nach Paris. Der Bruder des gerade getöteten Kardinals wird über den Todesfall informiert. Schwierig sind die Ermittlungen, hat der Vatikan doch eine Sonderstellung im einigen Europa.

Noch ein Sprung - Leichenschauhaus. Knapp und detailfrei berichtet der Autor die an sich für den Betroffenen sehr emotionale Szene der Identifizierung des eigenen Bruders.

Sprung - ein Café. Der ermittelnde Kommissar und der Bruder des Toten unterhalten sich über den Fortgang der Ermittlungen. Wie zu erwarten verweigert der Vatikan jegliche Zusammenarbeit  - es war ein Unfall und basta! Erneut beschreibt der Autor äußerst nüchtern, ja geradezu emotionslos die Geschehnisse. Fakt folgt auf Fakt - und das nicht einmal besonders originell. Bereits auf Seite 16 des Buches fühle ich mich in eine dieser zwar augenblicklich in Mode gekommenen, doch sehr vorhersehbaren Geschichten gefangen, die irgendwie alle gleich ablaufen - der Vatikan versucht, irgendein Geheimnis zu vertuschen, welches seine Machtstellung, die sich allein auf den Glauben von Millionen von Menschen auf eine Geschichte stützt, für die quasi keine Beweise vorliegen, ein sehr findiger und umso neugierigerer Kommissar schnüffelt an eben diesem Geheimnis herum und am Ende kommt die ganze Sache doch nicht an die Öffentlichkeit.

Sprung - das Archiv des Vatikan. Der Bruder des getöteten Kardinals wird vorstellig. Erfolglos versucht er, Hinweis zu finden, warum sein Bruder sterben musste. Kaum hat er das Haus verlassen, beginnt die Informationsmaschinerie des Vatikan mit der Arbeit.  

Endlich ein paar Informationen. Besagtes geheimes Schriftstück enthält Informationen über die Flucht aus Ägypten, den Weg durch das Rote Meer. Aha! Weiter geht’s mit dem Bruder des Verstorbenen auf der Suche nach Hinweisen für dessen Ermordung, Gespräche mit vertrauten Geistlichen, eine erste Sichtung der Wohnung. Hinweise, Indizien…

 

Irgendwie versäumt es der Autor von der ersten Seite des Buches an, den Leser in die Geschehnisse einzuführen. Weder Personen noch Orte werden anschaulich beschrieben, man springt mit den Handelnden von Situation zu Situation ohne sich ein Bild von diesem oder den Orten des Geschehens machen zu können. Wer die Auflistung reiner Fakten ansprechend findet, dem ist dieses Buch wärmstens zu empfehlen. Ich jedoch, die es liebt, wenn man sich in jede Person anhand deren Beschreibung hineinversetzen kann, die jeden Ort vor ihrem inneren Augen entstehen lassen möchte um so der Handlung folgen zu können, war gelinde gesagt - enttäuscht. Keine Emotionen, kein irgendwie geartetes Hineinversetzen in die handelnden Personen. Ein lesenswertes Buch ist etwas anderes.