Hatte mehr erwartet

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pmelittam Avatar

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Conny ist Beamtin in Berlin, um die 40, Single und erzählt aus ihrem Leben, vor allem, aber nicht nur, auf dem Amt. Dort ist sie eher weniger engagiert, ihr Beruf nicht gerade ihre Berufung, und auch ihre Kolleginnen sind nicht unbedingt mit dem Herzen dabei.

Conny from the block ist eine Kunstfigur. Hinter ihr steht eine inzwischen ehemalige Beamtin, die auf humorvolle Weise „das Amt“ schmackhafter machen will. Man findet sie auf Instagram und TikTok, wo sie u. a. sehr humorvolle Videos online stellt, alle Charaktere darin stellt sie selbst dar, jeweils mit Filtern und Stimmen verfremdet, jeder hat seine eigenen Macken, alle sind sie auf ihre eigene Weise auch liebenswert.

Erzählt wird in Episoden aus Connys Behördenalltag, auch ihr Privatleben nimmt einen gewissen Raum ein. Für das Buch wurden leider nicht alle Charaktere aktiviert, man findet hier Petra, Gisela, Doris, Ronja, Dilara, und ein bisschen Maik, andere fehlen leider, oder tauchen, wie Orkan, nur ganz kurz auf. Gerade von Orkan hätte ich gerne mehr gelesen. Wobei das „Fortsetzung folgt“ am Ende auf künftiges Mehr hindeutet.

Leider funktioniert für mich das Buch sehr viel weniger gut als die Videos, die sind einfach pointierter und durch die verschiedenen dargestellten Charaktere witziger. Wo mich die Videos in der Regel abholen, hat mich das Buch auch manchmal gelangweilt. Natürlich habe ich auch hin und wieder geschmunzelt, aber doch weniger, als erwartet und gehofft.

Conny bzw. die Frau hinter ihr, bedient Klischees. Da jede:r in seinem Leben, in der Regel mehrmals, mit „dem Amt“ zu tun bekommt, hat natürlich auch jede:r seine eigenen Erfahrungen gemacht, zudem gibt es generell viele Vorurteile über Beamte. Hier im Buch finden sich eine Menge davon, und die meisten werden durch Conny und ihre Kolleg:innen bestätigt – leider.

Ich hätte mir für das Buch ein bisschen mehr gewünscht. Hier hätte man auch mit ein paar Vorurteilen aufräumen und vielleicht ein bisschen mehr Hintergrundwissen einfließen lassen können. So sind längst nicht alle Mitarbeiter:innen in Ämtern Beamt:innen. Viele, auch die älteren, sind sehr engagiert, und machen ihre Arbeit gerne, es gibt viel mehr Dilaras, als man denkt. Ich selbst war lange Zeit in einer Behörde tätig, und habe mich dort sehr wohl gefühlt, trotz Faxgerät. Gerade, weil die Autorin eigentlich mehr will, hätte ich hier auch mehr erwartet.

Da ich Conny from the block von Instagram kenne und mag, habe ich mich auf das Buch sehr gefreut, wurde aber eher enttäuscht. Vielleicht hätte ich eher zum Hörbuch greifen sollen, das Conny selbst mit den verschiedenen Stimmen eingesprochen hat – das hätte mir wahrscheinlich mehr von dem erwarteten Feeling geben können. Leider habe ich mich weniger amüsiert als gedacht, und auch nicht nur (negative) Klischées erwartet, sondern mehr positives „echtes Amt“.