Bewegend

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ina89 Avatar

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„Da, wo ich dich sehen kann“ von Jasmin Schreiber ist ein erschütternder, tief berührender Roman über ein Thema, das viel zu oft verschwiegen wird: Femizid – und die unheilbaren Wunden, die er bei den Hinterbliebenen hinterlässt.

Im Mittelpunkt steht die neunjährige Maja, deren Vater ihre Mutter Emma ermordet hat. Nun lebt sie bei ihren Großeltern, begleitet von ihrer Patentante Liv, die verzweifelt versucht, für sie da zu sein. Doch wie hilft man einem Kind, dessen Vater die Mutter getötet hat? Und wie lebt man selbst mit der eigenen Schuld, nichts verhindert zu haben?

Jasmin Schreiber erzählt diese Geschichte mit großer Empathie, Feingefühl und erzählerischer Stärke. Die Handlung entfaltet sich aus mehreren Perspektiven – von Maja über Emmas Eltern bis hin zu ihrer besten Freundin Liv – und zeigt, wie unterschiedlich Trauer, Ohnmacht und Schuld empfunden werden können. Auch formale Elemente wie Obduktionsberichte, Zeitungsartikel und Zeichnungen verleihen dem Roman eine besondere Tiefe und Intensität.

Es ist kein leichtes Buch, sondern eine emotionale Achterbahnfahrt, die einen nicht unberührt lässt. Doch gerade durch seine Authentizität und Menschlichkeit ist „Da, wo ich dich sehen kann“ ein wichtiger, aufwühlender und zugleich tröstlicher Roman – und für mich eines der stärksten Bücher des Jahres.