Eine Collage aus verschiedenen Perspektiven und Dokumenten …
die ein erschreckendes, aber leider wahres Gesamtbild ergibt. Auch wenn die Geschichte um Emmas Ermordung fiktiv sein mag, steht sie doch exemplarisch steht für viele real geschehene Femizide.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Zum einen sind da die Hinterbliebenen, die je nach Beziehung und auch Alter unterschiedlich mit der Trauer umzugehen versuchen und die genauso Opfer der schrecklichen Tat geworden sind. Da ist Maya, die Tochter von Emma, die die Welt nicht mehr versteht, Panikattacken hat und sich schuldig fühlt, weil ihr Vater ihre Mutter getötet hat. Da sind Emmas Eltern, die ebenso Schuldgefühle und Angstzustände plagen. Die auf einmal verwaist sind. Da ist Emmas beste Freundin Liv, deren Leben durch den Tod der Freundin, mit der sie aufgewachsen ist, komplett erschüttert wurde. Auch Retrospektiven fügen sich perfekt in das Puzzle ein, so dass letzten Endes neben der Storyline um die Hinterbliebenen auch die Vorgeschichte - mit all ihren psychischen und physischen Grausamkeiten - rund um Emmas Ermordung deutlich wird.
Der Roman bedient sich, wie bereits erwähnt, einer Collagen-Technik: So gibt es Elemente aus dem fiktiven Bereich, die perfekt eingefügt, aber doch etwas losgelöst vom Geschehen zwischen den Kapiteln stehen (zum Beispiel der Obduktionsbericht von Emma), aber auch Zeitungsartikel, die offensichtlich echt sind oder zumindest den Anschein erwecken sollen, und nicht direkt die Story vorantreiben. Da sind auch fiktive Bilder von Emmas Tochter, in der ihre Verzweiflung deutlich wird.
Der einzige, der nicht zu Wort kommt, ist ihr Mörder, Frank. Und es ist gut so, dass er hier von der Autorin keine Plattform bekommt.
Auch grafisch hat das Buch einiges zu bieten: Abgesehen von dem wunderschönen Buchcover und den bereits erwähnten Kinderbildern gibt es auch Seiten, auf denen von den Protagonisten gedanklich versucht wird, die Wirklichkeit umzukehren. Dementsprechend sind diese Seiten schwarz mit weißen Buchstaben. Es sind Was-wäre-wenn-Szenarien, die sich die Eltern und Liv vorstellen. Was wäre, wenn sie mehr nachgefragt hätten? Wäre Emma dann noch am Leben? Auch dadurch, dass Emmas beste Freundin Liv eine begeisterte Astrophysikerin ist, die nun auch versucht, ihrem Patenkind Maja die Sterne näher zu bringen, erhalten diese Seiten noch einmal einen besonderen Charakter: Immer wieder wird vom Paralleluniversen gesprochen, in die sich die Protagonistin wünscht - was natürlich nicht möglich ist.
Sprachlich ist dieses Buch extrem gut zu lesen, obwohl es nicht einfach geschrieben ist. Die Autorin schafft es, die Figuren realistisch und authentisch zu zeichnen, und den Leser in ihre Perspektiven zu versetzen.
Und deswegen berührt das Buch enorm, und das ist gut so, denn es ist ein extrem wichtiges Thema. Gleichzeitig ist es aber keineswegs voyeuristisch, brutal oder klischeehaft.
Das Buch trifft den Leser emotional. Man fühlt Wut im Bauch, möchte bisweilen weinen.
Ein einziger Kritikpunkt meinerseits ist, dass der Covertext dem Buch definitiv nicht gerecht wird. Man erwartet eine ganz andere Art von Geschichte, ja fast schon eine ganz andere Geschichte: Dort liegt der Fokus auf dem Sorgerecht von Maja. Und das ist - v.a. weil es in der Timeline der Geschichte erst sehr spät darum geht - zu kurz gegriffen.
Das Buch ist nämlich hundertmal besser, als es dieser kurze Text verspricht.
Alles in allem ist dieses Buch wirklich zu empfehlen. Die Autorin arbeitet dieses schwierige Thema so auf, dass es gleichzeitig gut zu lesen ist, auch spannend, aber eben nicht abgedroschen. Es ist aber definitiv keine leichte Feierabendlektüre.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Zum einen sind da die Hinterbliebenen, die je nach Beziehung und auch Alter unterschiedlich mit der Trauer umzugehen versuchen und die genauso Opfer der schrecklichen Tat geworden sind. Da ist Maya, die Tochter von Emma, die die Welt nicht mehr versteht, Panikattacken hat und sich schuldig fühlt, weil ihr Vater ihre Mutter getötet hat. Da sind Emmas Eltern, die ebenso Schuldgefühle und Angstzustände plagen. Die auf einmal verwaist sind. Da ist Emmas beste Freundin Liv, deren Leben durch den Tod der Freundin, mit der sie aufgewachsen ist, komplett erschüttert wurde. Auch Retrospektiven fügen sich perfekt in das Puzzle ein, so dass letzten Endes neben der Storyline um die Hinterbliebenen auch die Vorgeschichte - mit all ihren psychischen und physischen Grausamkeiten - rund um Emmas Ermordung deutlich wird.
Der Roman bedient sich, wie bereits erwähnt, einer Collagen-Technik: So gibt es Elemente aus dem fiktiven Bereich, die perfekt eingefügt, aber doch etwas losgelöst vom Geschehen zwischen den Kapiteln stehen (zum Beispiel der Obduktionsbericht von Emma), aber auch Zeitungsartikel, die offensichtlich echt sind oder zumindest den Anschein erwecken sollen, und nicht direkt die Story vorantreiben. Da sind auch fiktive Bilder von Emmas Tochter, in der ihre Verzweiflung deutlich wird.
Der einzige, der nicht zu Wort kommt, ist ihr Mörder, Frank. Und es ist gut so, dass er hier von der Autorin keine Plattform bekommt.
Auch grafisch hat das Buch einiges zu bieten: Abgesehen von dem wunderschönen Buchcover und den bereits erwähnten Kinderbildern gibt es auch Seiten, auf denen von den Protagonisten gedanklich versucht wird, die Wirklichkeit umzukehren. Dementsprechend sind diese Seiten schwarz mit weißen Buchstaben. Es sind Was-wäre-wenn-Szenarien, die sich die Eltern und Liv vorstellen. Was wäre, wenn sie mehr nachgefragt hätten? Wäre Emma dann noch am Leben? Auch dadurch, dass Emmas beste Freundin Liv eine begeisterte Astrophysikerin ist, die nun auch versucht, ihrem Patenkind Maja die Sterne näher zu bringen, erhalten diese Seiten noch einmal einen besonderen Charakter: Immer wieder wird vom Paralleluniversen gesprochen, in die sich die Protagonistin wünscht - was natürlich nicht möglich ist.
Sprachlich ist dieses Buch extrem gut zu lesen, obwohl es nicht einfach geschrieben ist. Die Autorin schafft es, die Figuren realistisch und authentisch zu zeichnen, und den Leser in ihre Perspektiven zu versetzen.
Und deswegen berührt das Buch enorm, und das ist gut so, denn es ist ein extrem wichtiges Thema. Gleichzeitig ist es aber keineswegs voyeuristisch, brutal oder klischeehaft.
Das Buch trifft den Leser emotional. Man fühlt Wut im Bauch, möchte bisweilen weinen.
Ein einziger Kritikpunkt meinerseits ist, dass der Covertext dem Buch definitiv nicht gerecht wird. Man erwartet eine ganz andere Art von Geschichte, ja fast schon eine ganz andere Geschichte: Dort liegt der Fokus auf dem Sorgerecht von Maja. Und das ist - v.a. weil es in der Timeline der Geschichte erst sehr spät darum geht - zu kurz gegriffen.
Das Buch ist nämlich hundertmal besser, als es dieser kurze Text verspricht.
Alles in allem ist dieses Buch wirklich zu empfehlen. Die Autorin arbeitet dieses schwierige Thema so auf, dass es gleichzeitig gut zu lesen ist, auch spannend, aber eben nicht abgedroschen. Es ist aber definitiv keine leichte Feierabendlektüre.