Eine Mord an einer Frau: eine Mama, Freundin, Tochter fehlt für immer
Die Familie der 9-jährigen Maja liegt in Scherben: die Mutter Emma ist tot, ermordet von ihrem Mann, der Vater als Mörder im Gefängnis. Und mittendrin ein kleines Mädchen, das sich selbst schuldig fühlt, weil es den Papa ja auch irgendwie liebt, aber sich das nicht mehr erlauben will. Nicht einmal in den Spiegel schauen will Maja mehr, denn dort sieht sie ihre roten Locken, genau die gleichen, wie ihr Papa hat. Ob sie viel von ihm hat? Ob in ihr auch eine Mörderin steckt? Da gibt es diese dunklen Stimmen, die ihr Ungutes zuflüstern... vielleicht wird sie auch bald im dunklen, feuchten Grab liegen und von den Würmern gefressen werden, so wie Mama? Oder wird ihr Papa auch sie mal ermorden, da er ja ein Mörder ist?
Im Zentrum dieses berührenden Buches steht also dieses kleine Mädchen, das nach dem Femizid an der Mutter quasi elternlos und schwer traumatisiert zurückgeblieben ist. Es ist ein fiktiver Roman, aber er hat einen wahren Kern: leider werden jedes Jahr auch in Deutschland, in Österreich und in vielen anderen Ländern unzählige Frauen von ihren Partnern oder Ex-Freunden ermordet. Oft dann, wenn sie sich aus einer gewalttätigen Beziehung lösen möchten, sich nicht mehr alles gefallen lassen oder es ihnen schon gelungen war, sich aus dieser Beziehung zu befreien. Auch die Autorin Jasmin Schreiber hat so einen Fall in ihrem Umfeld erlebt und widmet das Buch ihrer "Nachbarin, die dieses Jahr von ihrem Ehemann vor den Augen ihres gemeinsamen Kindes in ihrer Wohnung erstochen wurde."
Es ist ein aufrüttelndes, berührendes Buch, das die Tragik hinter all diesen Femiziden und das Leid all der Menschen, die davon betroffen sind, spürbar macht, das betroffen und wütend machen kann und im besten Fall dazu beiträgt, sich dafür einzusetzen, dass sich endlich etwas ändert in unserer Gesellschaft, in der immer noch viel zu oft, wie im Buch erwähnt wird, manche Männer Frauen einfach ermorden, weil sie es wollen und weil sie es können.
Die Buchkapitel sind abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven geschrieben: da gibt es die schon erwähnte kleine Maja, die erst einmal bei den Großeltern mütterlicherseits unterkommt, bis die Obsorge endgültig geklärt ist. Die sich dort zusätzlich zum Verlust der Mutter in ein neues Umfeld eingewöhnen muss und bei lieben Verwandten ist, die sie zwar über alles lieben und sich liebevoll um sie kümmern, die aber selbst schwer getroffen vom Tod der eigenen Tochter sind. Dann gibt es Liv, ehemalige Astrophysikerin und jetzige Lehrerin, begeisterte Naturwissenschaftlerin und langjährige beste Freundin von Emma, die eigentlich bewusst kinderfrei lebt, aber Emmas Patentante ist und nun immer mehr in die Rolle einer Ersatzmama für das kleine Mädchen kommt und sich nicht sicher ist, ob sie dieser Aufgabe gewachsen ist und wie sie sie ausfüllen soll. An ihrer Seite ist die alte Hündin Chloé, zu der Emma eine tiefe Verbindung spürt und die aber leider schon eher am Ende ihrer Lebenszeit angekommen ist. Später kommen noch weitere Charaktere dazu, etwa die Großeltern väterlicherseits, zu denen Maja vor dem Tod ihrer Mutter sogar engeren Kontakt hatte, weil sie in der Nähe gewohnt haben - aber vielleicht auch, weil ihr manipulativer Vater daran gearbeitet hat, die Tochter bewusst nicht nur von ihrer Mutter, sondern auch von deren Eltern zu entfremden.
Sehr sympathisch finde ich, dass alle Charaktere tiefgründig und facettenreich geschildert sind. Hier gibt es kein reines Schwarz-Weiß und ich konnte zum Beispiel nicht nur mit den eindeutigen vordergründigen Sympathieträgern Maja, Liv und den Großeltern mütterlicherseits, die ihre Tochter verloren haben, sondern auch mit den Großeltern väterlicherseits, die entsetzt feststellen mussten, dass ihr Sohn ein Mörder ist, sehr mitfühlen.
Gestaltet ist das Buch insgesamt sehr liebevoll, aufwendig und authentisch: da gibt es Kinderzeichnungen von Maja, Gespräche mit einer Kinderpsychologin, Obduktionsakten, Gerichtsprotokolle, das Nachdenken über Parallelwelten, in denen jemand anders gehandelt hätte und Emma noch am Leben wäre, und vieles mehr. Alles davon ist jeweils sprachlich passend dargestellt. Dadurch ist es der Autorin gelungen, sich dem Thema Femizid von vielen Seiten anzunähern. Besonders ist hervorzuheben, dass es dabei um die Perspektive all der Opfer - der Ermordeten und der Menschen, die vom Mord an ihr am stärksten betroffen sind - und nicht um die Perspektive des Mörders geht; jenem wird somit keine Bühne geboten.
Es ist ein Buch, das literarisch ausgezeichnet geschrieben ist: berührend, authentisch, mit tollen, zu den jeweiligen Charakteren passenden Sprachbildern und die Trauer tief fühlbar zeigend. Ich kann das Buch insgesamt einem breiten Publikum absolut empfehlen, es verdient es, gelesen zu werden und dazu beizutragen, für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.
Im Zentrum dieses berührenden Buches steht also dieses kleine Mädchen, das nach dem Femizid an der Mutter quasi elternlos und schwer traumatisiert zurückgeblieben ist. Es ist ein fiktiver Roman, aber er hat einen wahren Kern: leider werden jedes Jahr auch in Deutschland, in Österreich und in vielen anderen Ländern unzählige Frauen von ihren Partnern oder Ex-Freunden ermordet. Oft dann, wenn sie sich aus einer gewalttätigen Beziehung lösen möchten, sich nicht mehr alles gefallen lassen oder es ihnen schon gelungen war, sich aus dieser Beziehung zu befreien. Auch die Autorin Jasmin Schreiber hat so einen Fall in ihrem Umfeld erlebt und widmet das Buch ihrer "Nachbarin, die dieses Jahr von ihrem Ehemann vor den Augen ihres gemeinsamen Kindes in ihrer Wohnung erstochen wurde."
Es ist ein aufrüttelndes, berührendes Buch, das die Tragik hinter all diesen Femiziden und das Leid all der Menschen, die davon betroffen sind, spürbar macht, das betroffen und wütend machen kann und im besten Fall dazu beiträgt, sich dafür einzusetzen, dass sich endlich etwas ändert in unserer Gesellschaft, in der immer noch viel zu oft, wie im Buch erwähnt wird, manche Männer Frauen einfach ermorden, weil sie es wollen und weil sie es können.
Die Buchkapitel sind abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven geschrieben: da gibt es die schon erwähnte kleine Maja, die erst einmal bei den Großeltern mütterlicherseits unterkommt, bis die Obsorge endgültig geklärt ist. Die sich dort zusätzlich zum Verlust der Mutter in ein neues Umfeld eingewöhnen muss und bei lieben Verwandten ist, die sie zwar über alles lieben und sich liebevoll um sie kümmern, die aber selbst schwer getroffen vom Tod der eigenen Tochter sind. Dann gibt es Liv, ehemalige Astrophysikerin und jetzige Lehrerin, begeisterte Naturwissenschaftlerin und langjährige beste Freundin von Emma, die eigentlich bewusst kinderfrei lebt, aber Emmas Patentante ist und nun immer mehr in die Rolle einer Ersatzmama für das kleine Mädchen kommt und sich nicht sicher ist, ob sie dieser Aufgabe gewachsen ist und wie sie sie ausfüllen soll. An ihrer Seite ist die alte Hündin Chloé, zu der Emma eine tiefe Verbindung spürt und die aber leider schon eher am Ende ihrer Lebenszeit angekommen ist. Später kommen noch weitere Charaktere dazu, etwa die Großeltern väterlicherseits, zu denen Maja vor dem Tod ihrer Mutter sogar engeren Kontakt hatte, weil sie in der Nähe gewohnt haben - aber vielleicht auch, weil ihr manipulativer Vater daran gearbeitet hat, die Tochter bewusst nicht nur von ihrer Mutter, sondern auch von deren Eltern zu entfremden.
Sehr sympathisch finde ich, dass alle Charaktere tiefgründig und facettenreich geschildert sind. Hier gibt es kein reines Schwarz-Weiß und ich konnte zum Beispiel nicht nur mit den eindeutigen vordergründigen Sympathieträgern Maja, Liv und den Großeltern mütterlicherseits, die ihre Tochter verloren haben, sondern auch mit den Großeltern väterlicherseits, die entsetzt feststellen mussten, dass ihr Sohn ein Mörder ist, sehr mitfühlen.
Gestaltet ist das Buch insgesamt sehr liebevoll, aufwendig und authentisch: da gibt es Kinderzeichnungen von Maja, Gespräche mit einer Kinderpsychologin, Obduktionsakten, Gerichtsprotokolle, das Nachdenken über Parallelwelten, in denen jemand anders gehandelt hätte und Emma noch am Leben wäre, und vieles mehr. Alles davon ist jeweils sprachlich passend dargestellt. Dadurch ist es der Autorin gelungen, sich dem Thema Femizid von vielen Seiten anzunähern. Besonders ist hervorzuheben, dass es dabei um die Perspektive all der Opfer - der Ermordeten und der Menschen, die vom Mord an ihr am stärksten betroffen sind - und nicht um die Perspektive des Mörders geht; jenem wird somit keine Bühne geboten.
Es ist ein Buch, das literarisch ausgezeichnet geschrieben ist: berührend, authentisch, mit tollen, zu den jeweiligen Charakteren passenden Sprachbildern und die Trauer tief fühlbar zeigend. Ich kann das Buch insgesamt einem breiten Publikum absolut empfehlen, es verdient es, gelesen zu werden und dazu beizutragen, für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.