Hätte ich genauer hinschauen sollen?

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Maja ist neun Jahre alt, als sie ihre Mutter auf tragische Weise verdient, diese wird von ihrem Vater getötet. Plötzlich ändert sich im Leben von Maja alles, Schulwechsel, neuer Wohnort, Mutter tot, Vater im Gefängnis und der Sorgerechtsstreit ihrer beiden Großelternpaare, bei wem sie wohnen soll. Nicht nur für Maja ändert sich alles, sondern für alle, die Emma geliebt haben und denen sie nun schmerzlich fehlt. Und alle plagen Schuldgefühle: „Hätte ich etwas bemerken müssen? Hätte ich eingreifen sollen? Warum hat Emma uns nicht vertraut und von ihrer schlimmen Lage erzählt?“ Häufig ist es so, dass das Umfeld wegschaut, sich nicht einmischen möchte oder dass betroffene Frauen noch nicht den Mut haben, von sich aus ihr Leben zu verändern oder es auch durch den Auszug oder eine Trennung nicht besser wird, sondern komplett eskaliert. Diese traurigen Varianten haben auch Platz gefunden.
Das Thema Femizid wird von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und es dürfen alle Personen, denen Emma und Maja wichtig sind, zu Wort kommen, mit ihren Gedanken, Ängsten und Sorgen, sowie ihr Umgang mit der Trauer und dem Verlust. Durch diese mehrperspektivische Erzählweise sind die Eindrücke sehr umfangreich und wirken authentisch. Mir hat auch der Zugang von Liz mittels der Sternenkunde und Reisen in ein Paralleluniversum gut gefallen, da sie Maja ein klein wenig Hoffnung geben. Die Dialoge auf den geschwärzten Seiten, wie die Situation verlaufen hätte können, wenn im Gespräch intensiver nachgefragt und Situationen verändert worden wären, haben mir als Gedankenanreiz gut gefallen. Es hinterlässt bei mir auch die Aufforderung, wenn einem etwas komisch vorkommt, bei der Nachbarin, bei Freundinnen oder Kolleginnen, lieber einmal öfter das Gespräch suchen und nachfragen, nicht nur oberflächlich, sondern vertrauensvoll und ehrlich.
Die Grundstimmung im Buch ist durchwegs gedrückt, traurig, zerstörerisch, depressiv, stark emotional und erst am Ende zeigt sich ein kleiner Lichtblick der Hoffnung.