Komposition von Trauer und female rage
Eine Geschichte über einen Femizid und dessen Folgen für das soziale Umfeld der getöteten Frau.
Jasmin Schreiber erzählt in Da wo ich dich sehen kann davon, was passiert, wenn Gewalt nicht nur ein Leben beendet, sondern viele andere zerreißt. Der Roman zeigt, wie Schuld, Wut, Sprachlosigkeit und familiäre Muster weiterwirken — lange nachdem die Tat begangen wurde.
Im Zentrum steht Maja, die Tochter der getöteten Emma, die lange mit der Angst lebt, den dunklen Anteil ihres Vaters in sich zu tragen. Schreiber zeigt sehr fein, wie sich solche inneren Glaubenssätze anfühlen — wie sie sich in den Körper einschreiben und Identität vortäuschen — und wie mühsam es ist, sie zu hinterfragen.
Kapitelweise werden Majas, Livs, Brigittes und Pers Umgang mit dem Mord, Schuld und Trauerverarbeitung präzise und liebevoll gezeichnet, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Schreiber arbeitet mit einer Mischung aus emotionaler Nähe und dokumentarischer Genauigkeit: Pathologieberichte, Anwaltsunterlagen und nüchterne Fakten stehen neben Momenten großer Verletzlichkeit. Dadurch bleibt das Geschehen greifbar.
Der Täter bleibt Randfigur — bewusst. Frank wird nicht psychologisiert oder entschuldigt. Er ist kein tragischer Mann, kein „komplexer Fall“, sondern ein Mann, der seine Frau tötet, weil er sich dafür entscheidet. Der Roman verweigert ihm jede narrative Bühne, und genau dadurch entsteht eine klare politische Haltung.
Sehr stark ist auch die Kritik an True-Crime-Podcasts und Thrillern, die das Leid von Frauen als Entertainment oder als dramaturgischen Motor für Männerfiguren verwenden. Der Roman legt offen, wie normalisiert diese Gewalt im kulturellen Konsum geworden ist — und wie entmenschlichend das sein kann.
Da Jasmin Schreiber Wissenschaftlerin und Biologin ist, lernt die Leserschaft ganz nebenbei etwas über Pflanzen (durch Brigitte) sowie über Astrophysik und Sternenkunde (durch Liv).
Die Autorin hat einen Roman über Femizid geschaffen, der mich zu gleichen Teilen wütend und traurig gemacht hat. Man fühlt so viel bei diesem Buch — eine klare Herzensempfehlung!
Jasmin Schreiber erzählt in Da wo ich dich sehen kann davon, was passiert, wenn Gewalt nicht nur ein Leben beendet, sondern viele andere zerreißt. Der Roman zeigt, wie Schuld, Wut, Sprachlosigkeit und familiäre Muster weiterwirken — lange nachdem die Tat begangen wurde.
Im Zentrum steht Maja, die Tochter der getöteten Emma, die lange mit der Angst lebt, den dunklen Anteil ihres Vaters in sich zu tragen. Schreiber zeigt sehr fein, wie sich solche inneren Glaubenssätze anfühlen — wie sie sich in den Körper einschreiben und Identität vortäuschen — und wie mühsam es ist, sie zu hinterfragen.
Kapitelweise werden Majas, Livs, Brigittes und Pers Umgang mit dem Mord, Schuld und Trauerverarbeitung präzise und liebevoll gezeichnet, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Schreiber arbeitet mit einer Mischung aus emotionaler Nähe und dokumentarischer Genauigkeit: Pathologieberichte, Anwaltsunterlagen und nüchterne Fakten stehen neben Momenten großer Verletzlichkeit. Dadurch bleibt das Geschehen greifbar.
Der Täter bleibt Randfigur — bewusst. Frank wird nicht psychologisiert oder entschuldigt. Er ist kein tragischer Mann, kein „komplexer Fall“, sondern ein Mann, der seine Frau tötet, weil er sich dafür entscheidet. Der Roman verweigert ihm jede narrative Bühne, und genau dadurch entsteht eine klare politische Haltung.
Sehr stark ist auch die Kritik an True-Crime-Podcasts und Thrillern, die das Leid von Frauen als Entertainment oder als dramaturgischen Motor für Männerfiguren verwenden. Der Roman legt offen, wie normalisiert diese Gewalt im kulturellen Konsum geworden ist — und wie entmenschlichend das sein kann.
Da Jasmin Schreiber Wissenschaftlerin und Biologin ist, lernt die Leserschaft ganz nebenbei etwas über Pflanzen (durch Brigitte) sowie über Astrophysik und Sternenkunde (durch Liv).
Die Autorin hat einen Roman über Femizid geschaffen, der mich zu gleichen Teilen wütend und traurig gemacht hat. Man fühlt so viel bei diesem Buch — eine klare Herzensempfehlung!