Worte für all das Ungesagte
Anmerkung:
Ich möchte in dieser Rezension nicht zu viel verraten, weil es ein Erlebnis war, dieses Buch ohne viel Vorwissen zu entdecken. Daher ohne Spoiler und zu viele Details, aber für alle, die sich einen Eindruck machen wollen, bevor sie sich ein Buch kaufen:
Inhalt & Meinung:
Eine schwangere Frau namens Emma wird von ihrem Ehemann getötet. Häusliche Gewalt, die in einem Femizid endet. Für die Hinterbliebenen von Emma ist nichts mehr wie es war. Zurück bleibt Liv, die vom Ersticken träumt, weil ihre beste Freundin erdrosselt wurde. Zurück bleiben Emmas verwaiste Eltern, die vorläufig das Sorgerecht für das traumatisierte Enkelkind haben. Und zurück bleibt die 9-jährige Maja, die nun ohne Mutter und Vater aufwachsen muss. Eine Tragödie, die unbegreiflich bleibt und von den traumatisierten Menschen erzählt, die von dem Verlust betroffen sind.
Liv ist Astrophysikerin und schafft es, ihr Patenkind für die Sterne und das Universum zu begeistern, nachdem die traumatisierte Maja an nichts mehr Interesse gezeigt hat - außer an Chloé, Livs Hündin. Diese aufblühende Beziehung spendet auch beim Lesen Trost und schaffte es, mit meinen Erwartungen zu brechen.
Durch die mehreren Perspektivenwechsel taucht man eindrücklich in die Gedanken- und Gefühlswelt der Hinterbliebenen ein, erlebt die Auswirkungen roh, authentisch und emotional. Dabei geht es auch um Schuldgefühle und die Frage, wie man über die Trauer nach einem gewaltsamen und plötzlichem Tod spricht.
Lediglich die rückblickenden Kapitel aus Emmas Perspektive zeigen, in welcher Form die häusliche Gewalt stattgefunden hat. Trotzdem lässt sich nur erahnen, wie verloren sich Emma gefühlt haben muss und warum sie sich niemandem anvertraut hat. Das ging mir sehr nahe, vor allem in Verbindung mit den alternativen Realitäten. Das sind verpasste Momente, von denen Jasmin Schreiber schreibt. Dabei geht sie der Frage nach, was gewesen wäre, wenn… Es sind schwarzen Seiten mit weißer Schrift, die Gänsehaut erzeugen und quälend auf die Figuren einwirken. Gutachten und Dokumente verleihen dem Roman eine emotionslose Authentizität. Ein Kontrast, der die schonungslose Realität abbildet, mit der sich die Familie des Opfers auseinandersetzt muss. Die Zeichnungen von Maja hingegen lassen in ihre kindliche Seele blicken und wirken wie ein Bindeglied zwischen ihren zerrissen Gefühlen und der bedrückenden Echtheit dieser traurigen Lebensrealität für die zurückbleibenden Kinder.
Diese Sichtweise mitzuerleben und Maja zu begleiten, war für mich, neben einer weiteren tränenreichen Situation, sehr hart. Die emphatische Erzählweise ist von kurzen Kapiteln geprägt, szenenhaft, was die Sogkraft entschärft und dafür sorgt, dass man sich von den Geschehnissen distanzieren kann.
Trotz der heftigen Thematik und dem intensiven Schreibstil, liest sich das Buch sehr gut weg und es gibt hoffnungsvolle Momente und auflockernde Situationen, die zu Herzen gehen. Wer Jasmin Schreiber vor allem für ihren Humor schätzt, wird ahnen, dass es hier wortwörtlich nichts zu lachen gibt. Der Autorin war es aus aktuellem Anlass ein Anliegen, den Schmerz der Hinterbliebenen ein Stück sichtbar zu machen. Dabei gibt sie dem Mörder keine Bühne, verzichtet bewusst auf eine verstärkende Wirkung, die bei True-Crime und Thrillern gern zum Einsatz kommt und im Roman zurecht moralisch hinterfragt wird.
Es ist ein geradlinig erzähltes Buch mit hoher Intensität, für das man kaum bereit sein kann. Man fühlt mit den Angehörigen mit. Es treibt einem die Tränen in die Augen, erschüttert und beschreibt ehrlich und lebensnah von Trauernden, die echt und greifbar sind. Mich haben die eindrücklichen Einblicke beeindruckt, weil sie auch Tabus beschreiben, nichts beschönigen und eine breite Sicht darstellen, welche weitreichenden Auswirkungen ein Femizid hat. Nichtsdestotrotz hätte ich mir einen gleichbleibend emotionalen Schreibstil gewünscht, weil dieser manchmal in Oberflächlichkeit abdriftet und zu viel auf einmal unterzubringen versucht. Ich hoffe, dass das Buch viele lesen werden und kann es nur empfehlen. Es ist nicht perfekt, aber ein Erlebnis.
Ich möchte in dieser Rezension nicht zu viel verraten, weil es ein Erlebnis war, dieses Buch ohne viel Vorwissen zu entdecken. Daher ohne Spoiler und zu viele Details, aber für alle, die sich einen Eindruck machen wollen, bevor sie sich ein Buch kaufen:
Inhalt & Meinung:
Eine schwangere Frau namens Emma wird von ihrem Ehemann getötet. Häusliche Gewalt, die in einem Femizid endet. Für die Hinterbliebenen von Emma ist nichts mehr wie es war. Zurück bleibt Liv, die vom Ersticken träumt, weil ihre beste Freundin erdrosselt wurde. Zurück bleiben Emmas verwaiste Eltern, die vorläufig das Sorgerecht für das traumatisierte Enkelkind haben. Und zurück bleibt die 9-jährige Maja, die nun ohne Mutter und Vater aufwachsen muss. Eine Tragödie, die unbegreiflich bleibt und von den traumatisierten Menschen erzählt, die von dem Verlust betroffen sind.
Liv ist Astrophysikerin und schafft es, ihr Patenkind für die Sterne und das Universum zu begeistern, nachdem die traumatisierte Maja an nichts mehr Interesse gezeigt hat - außer an Chloé, Livs Hündin. Diese aufblühende Beziehung spendet auch beim Lesen Trost und schaffte es, mit meinen Erwartungen zu brechen.
Durch die mehreren Perspektivenwechsel taucht man eindrücklich in die Gedanken- und Gefühlswelt der Hinterbliebenen ein, erlebt die Auswirkungen roh, authentisch und emotional. Dabei geht es auch um Schuldgefühle und die Frage, wie man über die Trauer nach einem gewaltsamen und plötzlichem Tod spricht.
Lediglich die rückblickenden Kapitel aus Emmas Perspektive zeigen, in welcher Form die häusliche Gewalt stattgefunden hat. Trotzdem lässt sich nur erahnen, wie verloren sich Emma gefühlt haben muss und warum sie sich niemandem anvertraut hat. Das ging mir sehr nahe, vor allem in Verbindung mit den alternativen Realitäten. Das sind verpasste Momente, von denen Jasmin Schreiber schreibt. Dabei geht sie der Frage nach, was gewesen wäre, wenn… Es sind schwarzen Seiten mit weißer Schrift, die Gänsehaut erzeugen und quälend auf die Figuren einwirken. Gutachten und Dokumente verleihen dem Roman eine emotionslose Authentizität. Ein Kontrast, der die schonungslose Realität abbildet, mit der sich die Familie des Opfers auseinandersetzt muss. Die Zeichnungen von Maja hingegen lassen in ihre kindliche Seele blicken und wirken wie ein Bindeglied zwischen ihren zerrissen Gefühlen und der bedrückenden Echtheit dieser traurigen Lebensrealität für die zurückbleibenden Kinder.
Diese Sichtweise mitzuerleben und Maja zu begleiten, war für mich, neben einer weiteren tränenreichen Situation, sehr hart. Die emphatische Erzählweise ist von kurzen Kapiteln geprägt, szenenhaft, was die Sogkraft entschärft und dafür sorgt, dass man sich von den Geschehnissen distanzieren kann.
Trotz der heftigen Thematik und dem intensiven Schreibstil, liest sich das Buch sehr gut weg und es gibt hoffnungsvolle Momente und auflockernde Situationen, die zu Herzen gehen. Wer Jasmin Schreiber vor allem für ihren Humor schätzt, wird ahnen, dass es hier wortwörtlich nichts zu lachen gibt. Der Autorin war es aus aktuellem Anlass ein Anliegen, den Schmerz der Hinterbliebenen ein Stück sichtbar zu machen. Dabei gibt sie dem Mörder keine Bühne, verzichtet bewusst auf eine verstärkende Wirkung, die bei True-Crime und Thrillern gern zum Einsatz kommt und im Roman zurecht moralisch hinterfragt wird.
Es ist ein geradlinig erzähltes Buch mit hoher Intensität, für das man kaum bereit sein kann. Man fühlt mit den Angehörigen mit. Es treibt einem die Tränen in die Augen, erschüttert und beschreibt ehrlich und lebensnah von Trauernden, die echt und greifbar sind. Mich haben die eindrücklichen Einblicke beeindruckt, weil sie auch Tabus beschreiben, nichts beschönigen und eine breite Sicht darstellen, welche weitreichenden Auswirkungen ein Femizid hat. Nichtsdestotrotz hätte ich mir einen gleichbleibend emotionalen Schreibstil gewünscht, weil dieser manchmal in Oberflächlichkeit abdriftet und zu viel auf einmal unterzubringen versucht. Ich hoffe, dass das Buch viele lesen werden und kann es nur empfehlen. Es ist nicht perfekt, aber ein Erlebnis.