Spaß mit Tiefgang

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Als das Auge von Senor Tortuga nicht mehr am Guckloch erscheint, werden sie nervös: Herr Dachs, Schnecke Rakete und die drei Pferde Peter, Paul und Mary, die kurz zuvor einen lauten RUMMS gehört haben. Zum Glück hat Herr Dachs als Hausmeister einen Schlüssel für alle Wohnungen. Und tatsächlich: Senor Tortuga, die alte Nachbarschildkröte, liegt auf dem Rücken und kommt nicht mehr alleine hoch – und hat nun schreckliche Angst ins Heim zu müssen. Aber keine Sorge: Schließlich ist das ein Kinderbuch und alle Bewohner des Hauses unfassbar gutherzig – und haben schon eine tolle Idee. Hurra!

Schon wenige Monate nach Erscheinen des ersten Bandes von Dachs und Rakete lässt Jörg Isermeyer seine beiden tierischen Freunde erneut auf die Stadt los. Wer den ersten Teil – „Ab in die Stadt!“ – nicht gelesen hat, kann auch mit dem zweiten starten, aber sinnvoller ist es, alle Charaktere und den Grund für Dachs und Raketes Umzug mit Buch Eins kennenzulernen – und die lustigen Schwierigkeiten der beiden, sich im Großstadtdschungel zurechtzufinden. Und noch immer fremdeln die beiden Held:innen mit alltäglichen Dingen wie Theater und Rummel, haben sich aber gut eingelebt in ihrem neuen Zuhause mit Oma Käthe, den Meerschweinchen und allen anderen Nachbarn.

„Ein Haus voller Freunde“ ist ein großer Vorlesespaß über Achter- und Murmelbahnen, Shakespeare und Schiller, Babysitting und Seniorenbetreuung, wundervoll illustriert von Kai Schüttler. Das kongeniale Duo aus Dachs und Schnecke erlebt kleine Abenteuer, die Kindern richtig Freude bereiten, während Erwachsene den ein oder anderen Schmunzler zwischen den Zeilen entdecken. Und das mit erstaunlich viel Tiefgang, besonders in der Episode mit Senor Tortuga, dem vom alten Hausmeister, der schon Dachs und Raketes Waldheimat auf dem Gewissen hatte, übelst mitgespielt wurde.

Und auch die schöne Umsetzung der Hardcover-Ausgabe macht das zweite Abenteuer von Dachs und Rakete zu einem der Highlights im Portfolio des Beltz-Verlags, nur ganz leicht fallen die Geschichten im Vergleich zum ersten Band ab. Trotzdem ist die Vorfreude auf einen dritten Teil groß – und wenn Jörg Isermeyer weiter so aufs Raketentempo drückt, ist spätestens nach Weihnachten damit zu rechnen. Wie schön!