10 Tage hinter Gittern

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alicii Avatar

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10 Tage Arrest, die durch die Mahlzeiten, die Handyzeit und den Hofgang eine Struktur bekommen, an die man sich als Leser schnell gewöhnt. Auch wenn der titelgebende Ausdruck erst kurz vor Schluss zum Sprache kommt, eignet er sich gut als Überschrift für die komplette Zeit.
Anjas Mitinsassinnen bilden ein buntes Kaleidoskop mit ihren Lebensläufen und -entwürfen, das beginnt schon bei den individuellen Gründen für den Arrest. Mindestens genauso bunt sind die Einblicke, die der Leser in das Russland von heute (und gestern) erhält, sei es durch die Gespräche der Insassen, das Verhalten der Wärter, die Gerichtsbesuche oder Anjas Erinnerungen an ihre Studienzeit.
Obwohl ich beim Lesen mitunter etwas Mühe hatte, ist es ein interessantes und wichtiges Buch. Leider hat die Autorin der insgesamt sehr realistisch scheinenden Handlung eine meiner Meinung nach unnötige Erzählebene hinzugefügt, die mit vermeintlichen Halluzinationen Anjas beginnt und am Schluss des Buches in eine fast schon philosophische Betrachtung der Macht der Frauen über Leben und Tod mündet.