Der Debütroman der Sprecherin Navalnys

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Das Cover des Buches gefiel mir gut, den Titel verstand ich jedoch nicht. Herauszufinden, was die Bedeutung dieses Titels ist, war wohl meine Motivation, mir dieses Buch genauer anzuschauen und so fand ich heraus, dass dies der Debütroman von Kira Jarmysch, der Sprecherin des russischen Oppositionellen Navalny ist.
Der Roman handelt von Anja, welche auf einer nicht genehmigten Demo gegen die russische Regierung festgenommen und zu zehn Tagen Arrest verurteilt wird. Jedes Kapitel entspricht hier dem Bericht über einem Tag im Arrest, durchzogen mit Rückblenden in Anjas Vergangenheit, ihrer Kindheit, ihrem Studium und ihren Beziehungen. Wir lernen als Lesende Anja und die fünf anderen Insassinnen kennen, die mir zwar allesamt nicht sonderlich sympathisch erscheinen, dennoch fand ich die Charaktere überzeugend gezeichnet.
Zusätzlich zum Alltag im Moskauer Gefängnis und den Rückblenden gibt es noch einen dritten Erzählstrang bestehend aus Anjas Träumen, dieser konnte mich leider nicht überzeugen. Für meinen Geschmack war im Buch schon genug los, sodass es die Träume und das Übernatürliche wirklich nicht gebraucht hätte.
Manchmal haperte die Übersetzung ein wenig, jedenfalls gehe ich ohne Russischkenntnisse davon aus, dass Satzbau oder Wortwahl im Original weniger holprig gewählt wurden.
Warum schlussendlich der Titel Dafuq gewählt wurde, erschließt sich mir nach der Lektüre immer noch nicht. Den Originaltitel kann man wohl zu 'Die unglaublichen Vorfälle in der Frauenzelle Nr. 3' übersetzen, was ein wenig hochtrabend und unkreativ klingt, aber dennoch besser passt, als der gewählte deutsche Titel.
Insgesamt gefiel mir die Erzählung aber wirklich gut, denn ich fand sie erfrischend und neu, ich hatte viel Freude beim Lesen und konnte mich gut einfühlen.