Gelungenes Debüt

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matisse Avatar

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DAFUQ erzählt von der 28-jährigen Anna, die zu einer 10-tägigen Arreststrafe verurteilt wird, weil sie an einer oppositionellen Demonstration teilgenommen hat.
Ihre Strafe sitzt Anja in einer Zelle mit fünf Mitinsassinnen ab. Verschiedene Charaktere und Lebenseinstellungen treffen aufeinander, die nicht selten in hitzigen Diskussionen enden.
Trotz aller Kontraste scheint sich ein Band zwischen den Frauen zu knüpfen, das tiefere, verletzlichere Einblicke in ihre jeweiligen Lebensgeschichten offenbart.
Anja steht dabei meist am Rand, schweift mit ihren Gedanken in Erinnerungen an ihr bisheriges Leben ab und erlebt immer wieder seltsame Albträume und Halluzinationen.

Der Autorin Kira Jarmysch gelingt es gut, die Charaktere der Frauen lebendig darzustellen. Die Protagonistin Anja teilt Überschneidungspunkte mit der Autorin, was es umso spannender macht.
Jarmysch gibt einen Einblick in die russische Gesellschaft, gerade weil so eine Vielfalt der Charaktere besteht.
Dennoch schien es mir häufig noch zu oberflächlich, auch die politische Komponente wurde wenig vertieft. Das mag auch daran liegen, dass der Schreibstil, wie auch Anja, etwas Nüchternes hat, zwar beschreibend, aber dennoch gerade zum Ende hin das Gefühl der Eintönigkeit provoziert.
Zur Situation scheint es passend, hat mich aber leider nicht so gepackt, wie ich es mir gewünscht hätte.
Trotz allem ist es ein gelungener Debütroman, der sich gut lesen lässt.
Auch das Cover und die Haptik des Buchumschlags haben mir gefallen.