Starkes Debüt!

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tiffy1989 Avatar

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Russland im 21. Jahrhundert: Wer seinen Unmut äußert und gegen die Eliten des Landes protestiert, kann große Probleme bekommen und im schlimmsten Fall im Gefängnis landen. Das ist, vor allem in den letzten Jahren, traurige Realität geworden und wird in dieser fiktiven Geschichte von Kira Jarmysch, die Alexei Nawalnys Pressesprecherin war, aufgegriffen.
Die Hauptfigur Anja wird im Rahmen einer nicht genehmigten Demo verhaftet und landet im Arrest. Dort trifft sie fünf weitere Frauen, die alle ihre eigene Geschichte inklusive Probleme und Träume haben. Auch die Beschreibung des alltäglichen Lebens im Gefängnis und die Auswirkungen auf die Inhaftierten, insbesondere auf Anja, bekommen ihren Raum.
Frau Jarmysch ist hier ein guter Roman gelungen, der es schafft, die komplexe Situation Russlands darzustellen, indem sie durch ihre Figuren den sogenannten „Querschnitt der Gesellschaft“ mit den doch teilweise sehr unterschiedlichen Sichtweisen zu Wort kommen lässt. Das vermutlich auch viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse eingeflossen sind, macht das Buch sehr authentisch und trotz der fiktiven Handlung für mich zu einem Stück Zeitgeschichte. Aufgrund ihrer Tätigkeit für Nawalny ist eigentlich klar, auf welcher „Seite“ Frau Jarmysch zu verorten ist. Dennoch – und das ist für mich das herausragende Merkmal an dem Buch – ist sie nicht parteiisch oder belehrend, sondern rein darstellend.