Auf Elefantenrücken in die Andamanen-See

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lili_an Avatar

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Auch in Indien hält die Industrialisierung ihren Einzug und macht mit all den neuartigen Maschinen die Elefanten nach und nach überflüssig. Als Bellinis Vater irgendwann verzweifelt genug ist, lässt er sich anheuern mit seinem Elefanten und seiner Familie mit einem überfüllten Schiff auf die Andamanen-Inseln 700 Meilen entfernt umzusiedeln. Dort entsteht mitten im Dschungel eine neue Siedlung aus bunt zusammengewürfelten Siedlern aller möglichen Nationen, Religionen und Ansichten. Mithilfe ihrer Arbeitselefanten schlagen sie das Tropenholz, was ein harter Alltag ist. Bellinis Familie hängt ganz von ihrem Elefanten Dalee ab, den sie liebevoll umsorgen und als Teil der Familie betrachten. Aber leider ist Dalee nicht mehr der Jüngste und schließlich fängt sein Gehirn an ihm Streiche zu spielen.

Gastmann erzählt liebevoll von der gemischt-indischen Kultur mit einfühlsamen Details in Religion, Weltsichten, Alltagsleben und Kultur. Durch Bellinis Augen lernt man seine zahlreichen Nachbarn kennen sowie das Leben in Indien und im Andamanischen Dschungel.
Bellinis Leben und das seiner Familie wird durch ihren Elefanten Dalee gelenkt - er bestimmt indirekt wo sie leben und wonach sich ihr Alltag richtet. Allerdings befasst sich haupstächlich Bellinis Vater mit Dalee - Bellini selbst geht ihm dabei zwar zur Hand, sein Fokus in seinem jungen Leben liegt aber eher daruf sich an das neue Dschungel-Leben zu gewöhnen und die Inseln zu entdecken. Erst als er gegen Ende 12 Jahre alt wird, darf er allein mit Dalee losziehen.
Bellini vergöttert Dalee, sieht in ihm nicht nur das praktische Arbeitstier, sondern einen Bruder, einen Freund, engsten Verwandten und Superheld. Doch seine Kraft und Größe wird plötzlich zum Problem, als Dalee durch sein Alter beginnt zu vergessen - nicht nur Befehle und seine umgebung sondern auch die Menschen, die ihn schon sein ganzes Leben umsorgen.

Insgesamt ein sehr gut geschriebenes Buch, indem man durch Bellinis Augen das Leben der gemischt-indischen Dschungelsiedlung auf den Andamanen-Inseln liebevoll kennenlernt.
Mir kam im Hauptteil des Buches nur leider die Verbindung zwischen den Hauptcharakteren Bellini und den Elefanten Dalee etwas zu kurz.
Nichts desto trotz ein empfehlenswertes Buch!

Lieblingszitate:
"Von hier oben waren alle Reisenden gleich. […] Jeder fuhr über dieselbe See zu denselben Inseln, erfüllt von derselben, tröstenden Hoffnung."

"Immer menschlicher kamen mir die Elefanten vor, wenn ich sie betrachtete. Es waren Erwachsene und Kindsköpfe, Heißsporne und Weise, Geschicklichkeitskünstler und Tölpel, die von den reiferen Tieren lernten."

"Seine Augen sind meine, Junge, seine Ohren sind meine. Der Elefant ist ich, und ich bin er. Wir sehen dasselbe, wir hören dasselbe, wir fühlen dasselbe tief in unserem Herzen. Er dient mir, und ich diene ihm. Ein ganzes Leben schon. Glaubst du, ich sehe nicht, was mit ihm geschieht? Junge, er vergisst. […] Es kommt vielleicht der Tag an dem er uns nicht mehr erkennt."