Große Fabulierkunst

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In meiner Kindheit konnte ich mich stundenlang in einen Atlas vertiefen. Am spannendsten waren für mich die fernsten, unbekannten Orte, besonders Inseln: z.B. Diego Garcia, Tristan da Cunha, Kiribati, die Weihnachtsinsel und - die Andamanen. Und genau auf dieser abgelegenen und zu Indien gehörenden Inselgruppe spielt der Roman Dalee von Dennis Gastmann.

Der Junge Bellini (sein Geburtsname ist furchtbar kompliziert) zieht kurz nach der Unabhängigkeit 1949 mit seiner Familie und anderen Glücksuchern vom Subkontinent in ein neugebautes Dorf auf dem Archipel, um für die Firma des reichen Mr Ray Holz zu ernten. Denn sein Vater ist Mahut, also Elefantenführer, und Dalee, so der Name ihres großen Grauen, soll beim Transport der Stämme zum Einsatz kommen.

Die zuvor als koloniale Strafkolonie genutzte Insel ist von Anfang an Paradies und Hölle zu gleich. Die traumhafte Schönheit blühenden Urwalds - voller Duft nach Hibiskus und kletternder Vanille - geht einher mit tödlichen Gefahren, die von Tausenfüßlern und Kobras ausgehen.

Der Roman erzählt eine fantastische Abenteuergeschichte, bei der man tief und kenntnisreich in die Welt der Mahuts und der besonderen Beziehung zu ihren Dickhäutern eintaucht. Das Ganze ist fesselnd geschrieben und die knapp 400 Seiten ziehen wie im Flug am Leser vorbei. Ich konnte mich dabei in eine ganz andere Welt, mitten im tiefsten Indischen Ozean träumen und die schwimmenden Elefanten vor meinen Augen sehen.

Daher eine klare Empfehlung für diesen sehr schönen Roman.

Das Buch basiert teilweise auf echten Ereignissen. Die Nachfahren der zur Arbeit importierten - nunmehr wild lebenden - Elefanten kann man bis heute auf Interview Island antreffen, wo die Waldarbeiten bereits in den 60er Jahren eingestellt wurden.