Je mehr Jahre verglimmen, umso mehr leben wir im Glück erloschener Zeiten...

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lilly_molamola Avatar

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Dennis Gastmann ist mit "Dalee" ein berührender Roman gelungen, der von der lebenslangen Freundschaften zwischen einem Mahut und seinem Elefanten erzählt. Der Junge mit den vielen Namen, kurz auch Bellini genannt, und seine Familie wagen sich in das Abenteuer und wandern zusammen mit anderen Arbeitern und deren Arbeitselefanten von Kalkutta auf die Andameneninseln aus, weil ihnen dort ein besseres Leben versprochen worden ist. Sie landen auf Maya Bandar, wo sie tropische Hölzer für den Transport vorbereiten sollen. Gleichzeitig soll Bellini das Handwerk eines Mahut, eines Elefantenführers erlernen - eine Tradition, die in seiner Familie angeblich seit viertausend Jahren gelebt wird.
Sowohl Bellini als auch Dalee werden beide als sehr einfühlsam beschrieben. So tut sich der Junge etwa schwer damit, den Elefantenhaken einzusetzen; es gibt mehrere berührende Szenen im Buch, in denen er versucht, Dalee mittels Gedankenkraft zu lenken. Der Elefant wiederum ist nicht einfach nur ein Arbeitstier, er ist ein Mitglied der Familie und ein begeisterter Maler. Der Schreibstil des Autors ist sehr poetisch und stellenweise philosophisch, so dass der Roman durchaus auch zum Nachdenken einlädt. Die Schilderungen machen einen glauben, dass man direkt auf der Insel dabei ist und die Abenteuer von Bellini und dem "großen Grauen" direkt miterlebt. Das Ende kam für meinen Geschmack dann aber doch zu plötzlich - was wurde aus dem verletzten Vater? Wie ging es mit der Familie weiter? Dennis Gastmann lässt seinen Lesern hier - leider - sehr viel Spielraum für eigene Gedanken. Dennoch ist das Werk absolut gelungen!