Spannendes Abenteuer!

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Dennis Gastmann beschreibt in seinem Roman „Dalee“ die unglaubliche Reise von mehreren indischen Arbeitselefanten, über den indischen Ozean, auf die Andamaneninseln, um dort den undurchdringlichen Dschungel abzuholzen.
Die Geschichte wird erzählt aus der Sicht von Omvishnu Nihar Anup Shivaraju Ravi Lakshman Balachandra, dem Sohn eines der Mahuts - so heißen die indischen Elefantenführer -, die mit ihrem Elefanten und ihrer Familie auf die Reise mit dem Frachtschiff gehen. Der Elefant der Familie, „Dalee“, wird alt und vergesslich. Und so oft es auch Momente gibt in denen die Feinfühligkeit des Dickhäuters zu spüren ist, so muss man auch feststellen dass er trotz allem ein mächtiges und gefährliches Tier ist.

Der Roman besteht aus einer Aneinanderreihung von kurzen Geschichten, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen und doch sind sie von wahren Begebenheiten inspiriert die auf diesem Planeten stattgefunden haben, zu einer Zeit als die Kolonialherren ihre Sklaven nicht mehr Sklaven nannten, sie doch immer noch als solche behandelten.
Die Familien werden mit ihren Elefanten auf die Insel verfrachtet um dort, in völliger Abhängigkeit von der Gunst ihres deutschen „Arbeitgebers“ (wie auch immer man dieses Wort definieren möchte), das wertvolle Holz des Dschungels zu roden. Die Indischen Arbeiter kommen mit nichts auf die unbewohnte Insel und bauen sich dort ein neues Leben auf. Sie bauen sich Hütten aus den Wellblechplatten die sie als Bezahlung erhalten und bereiten ihre Mahlzeiten aus den Früchten der Insel. Für die reichen Deutschen sind sie nur billige Arbeitskräfte, naive, abergläubische Hinterwäldler deren Bedürfnisse nicht viel Respekt verdienen.

Das Buch hat einen dunkelblauen Einband auf dem ein Elefant einigen Orangen nachschwimmt. Ich finde den Kontrast vom satten Blau zum knalligen Orange sehr schön, doch ich hätte mir eher ein helleres Türkis gewünscht um das offene Meer zu repräsentieren. Besonders schön finde ich dass das Buch ein Lesebändchen hat.
Der verträumte Schreibstil macht die Bilder, des Dschungels mit seinen vielen Gefahren, greifbar. Man taucht tief in die Geschichte ein und kann schwer aufhören zu lesen. Ich finde an dem Roman besonders gut dass ein Stück Geschichte beleuchtet wird von dem wir in europäischen Schulen nie erfahren. Es ist, finde ich, wichtig die Geschichte des Imperialismus aufzuzeigen, mit allen menschlichen Parametern die damit zusammen hängen.
Was ich an dem Buch leider kritisieren muss ist, dass ich das Gefühl habe die wahren Begebenheiten werden etwas geschönt dargestellt und die Unterdrückung die den Indern durch die Europäer widerfahren ist etwas romantisiert. Wahrscheinlich ist dies der Sichtweise der Hauptfigur geschuldet. Als kleiner naiver Junge der nichts anderes kennt als ein Leben in Armut und der die größeren politischen Zusammenhänge nicht versteht, erscheint ihm das Leben auf der Insel wie das Paradies. Auch wenn Menschen sich lebensbedrohlich verletzten, oder gar sterben und dies eindeutig der Ausbeutung der reichen weißen zu verschulden ist, wird dies nur beiläufig erwähnt und nicht stärker Thematisiert. Der weiße Arbeitgeber treibt die Indischen Arbeiter zu mehr Produktivität an, unter Missachtung deren Sitten und Gebräuche und vor allem deren Bindung zu ihren Elefanten, die nicht nur heilige Tiere sondern auch Familienmitglieder für die Mahuts sind. Seine Frau bringt während dessen den Indischen Kindern in einer selbsternannten Sonntagsschule Englisch Lesen und Schreiben bei.

Ein spannendes Abenteuer was vor allem für Leser zu empfehlen ist die sich für die Geschichte des Imperialismus interessieren! Ich würde gerne mehr von dem Autor lesen!