Tief berührender Bildungsroman auf den indischen Adamanen Inseln

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
doomkitty Avatar

Von

'Dalee' nimmt uns mit in die Kindheit von "Bellini", ein indischer Junge, der seinen Eltern, seinem Bruder und dem Elefanten seines Vaters dem Versprechen von einem Neuanfang auf den Adamaneninseln folgt. Er soll ein Mahut werden, ein Elefantenführer, wie alle Männer seiner Familie in den letzten 4000 Jahren. Aber der Neuanfang ist schwer und der Elefant vielleicht einfach nicht mehr jung genug.

Mit einer tragenden, poetischen Schreibweise, die mit vielen Metaphern angereichert wurde, erzählt uns Dennis Gastmann aus Sicht des Jungen "Bellini" dessen Kindheit auf den Adamaneninseln. Er verleiht dem ganzen ein traum- oder auch märchengleiches Gefühl, auch wenn die sich langsam entwickelnde Geschichte und ihre Geschehnisse für die Beteiligten oftmals alles andere als märchenhaft waren.

Der Einstieg erfolgt sehr sanft mit einer Erinnerung aus der Kindheit, umwoben von ersten Eindrücken der Familie, des Landes und der Kultur, aber auch von Elefanten und dem Tier der Familie im Besonderen.
Die Geschichte der Familie aus Kalkutta wird hautnah und berührend erzählt, die Hoffnung auf einen Neuanfang auf den Andamaneninseln, aber auch der Verlust der Heimat und der Familie, die zurückgelassen werden muss. Es ist ein sehr hartes Leben in der Mitte des 20. Jahrhunderts, die Mahuts werden immer weniger benötigt, aber "Bellinis" Familie lebt davon.

Der Autor schafft es dieses harte und teilweise grausame Leben aus träumenden Kinderaugen darzustellen. Eine Kindheit voller Staunen, Wunder und Urvertrauen. Das macht den Kontrast aber manchmal fast noch schwerer zu ertragen. Für mich wurde ein starkes Band zu dem Jungen, dem Elefanten und seiner Familie geknüpft.
Es macht fassungslos und ist traurig, fast schon schmerzhaft mitzuerleben, wie das bekannte Leben durch den industriellen Fortschritt, aber auch durch die Gier des "Weißen Mannes" eklatant zum Schlechteren gewendet wird.

Die Geschichte vermittelte mir tiefgründig, nah und emotional wie sich die Bindung zwischen Junge und Elefant knüpft und festigt. Aber auch zur Familie und zum Leben und dem Fortgang auf der Insel, wird große Anteilnahme geweckt.
Ich habe sehr viele unbekannte Eindrücke aus unbekannten Blickwinkeln erleben dürfen und habe mich selbst fast gefühlt wie ein Kind, das Neues erfährt.

Inspiriert von wahren Ereignissen, bin ich dankbar für die Erfahrung, die mir der Roman verschafft hat und die tiefberührende Geschichte, an der er mich teilhaben ließ. Ich kann ihn nur jedem empfehlen, der offen dafür ist, eine vergangene Zeit aus Sicht einer (zumindest mir) relativ fremden Kultur gefühlvoll mitzuerleben.