Tief wie das Meer und rau wie der Wind

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kainundabel Avatar

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Ein rostiger Dampfer bringt Menschen vom indischen Festland auf die Andamaneninseln. Von der Schönheit der Eilande hat man ihnen erzählt, von einem sorglosen Leben. Unter den Hoffnungsfrohen sind auch der junge Bellini, seine Eltern und sein kleiner Bruder Du, der Glückliche, der kleine, verlauste Liebling der Götter. Die Männer sind Mahuts, Elefantenführer. Wie all ihren Vätern in den viertausend Jahren zuvor, ist auch Bellini die Zukunft als Mahut vorbestimmt, als Mahut ihres Arbeitselefanten, des Großen Grauen „Dalee“. Noch ahnt keiner von ihnen, was sie auf dem Archipel erwartet: undurchdringlicher Dschungel, Morast, giftige Tiere, Katastrophen und unberechenbare Ex-Sträflinge eines ehemaligen Kolonialgefängnisses.
Was für ein Roman! Wann habe ich das letzte Mal so großartige Literatur genießen dürfen? Opulent und überbordend die Szenerien, detailversessen und mitreißend die Handlung, eine kaum zu überbietende Wortschatzfülle, eine zutiefst wunderbare Sprache. Mit feinfühliger Intimität und Wärme erlebt man bedingungslose Freundschaft zwischen Mensch und Tier, aber auch Tragik und schmerzliches Abschiednehmen. Alt ist Dalee, uralt für einen Arbeitselefanten, aber immer noch stark und kräftig. Er trägt Bellini sieben Meilen schwimmend auf die Orangeninsel, versteht jede Anweisung, jeden noch so kleinen Wink – bis er beginnt, sein Gedächtnis zu verlieren und zur Gefahr zu werden. Basierend auf tatsächlichen Begebenheiten hat Dennis Gastmann einen in jeder Hinsicht exzellenten Roman geschrieben. Einfach nur großartig!