Unterhaltsam, spannend und lehrreich

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Zunächst fällt das Cover ins Auge. Wobei ich den schwimmenden Elefanten mit Bellini und den Orangen auf dem Rücken nicht gleich erkannt habe. Man muß schon genau hinschauen. Aber alles paßt so wunderbar zum Buch und wird in der Geschichte sehr bildhaft beschrieben. So gelingt es dem Autor allein durch seine Erzählkunst, die Phantasie der Leser anzuregen und meine Vorstellungskraft hat ausgereicht, um die einzelnen Erzählstränge genau vor mir zu sehen. Dieses Buch hat es mir von Anfang an angetan. Ich habe eine große Hochachtung vor Elefanten, weil ich durch eine eigene Erfahrung glaube, daß sie die Menschen allein an der Stimme und Sprache erkennen. Ich hatte so einen Freund.

Nun zum Buch. Für mich war es auch eine Lehrstunde in Geschichte. Ich muß gestehen, daß ich die Andamaneninseln bislang nicht kannte, obwohl ich schon ziemlich weit herumgekommen bin in der Welt. Aber hier ist das Internet hilfreich, und man kann sich kundig machen.

Nach der Unabhängigkeitserklärung Indiens wurden Strafgefangene auf die Andamaneninseln umgesiedelt. Und dabei wurden auch Teile der Bevölkerung, insbesondere Mahuts - Elefantenführer - mit ihren Elefanten und großen Versprechungen auf ein besseres Leben als zu Hause nach dort verschifft. Der Autor beschreibt sehr detailliert die wochenlange Überfahrt und die elende Unterbringung der Elefanten auf dem Schiff. Sie mußten ungeahnte Qualen erleiden, eingepfercht und ohne Bewegungsmöglichkeit. Die Menschen mußten an Deck campieren, nur die Mahuts mußten bei den Elefanten bleiben und durften nicht zu ihren Familien.

So beschreibt der Autor auch die Ankunft der Schiffe auf den Inseln, wo nichts so war wie versprochen. Die Arbeit mit den Elefanten war schwer und kräfteraubend. Und für Unterkunft und Verpflegung mußte erst noch gesorgt werden.

Viel wird über die Menschen auf den Inseln geschrieben, für mein Empfinden etwas zu wenig über die Elefanten. Beeindruckt hat mich der Prolog, in dem über den Jungen Bellini geschrieben wird, der sich voller Vertrauen auf Dalee, den Elefanten seines Vaters, eingelassen hat. Bellini, der selbst nicht schwimmen konnte, ist ohne Angst auf dem Rücken des Elefanten im Meer geschwommen. Bellini wird als tierliebender, intelligenter und wißbegieriger Junge beschrieben. Er war mir von Anfang an sympathisch.

Dieses Buch, das einen hohen Wahrheitsgehalt besitzt, hat es mir angetan. Ich habe es sehr bewußt gelesen und dabei viel gelernt über die Freundschaft zwischen Mensch und Tier, aber auch über Ausbeutung von Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft und Armut und in dem Glauben auf ein besseres Leben, sich darauf eingelassen haben, auf die Inseln umzusiedeln.

In den letzten Kapiteln tritt Dalee wieder mehr in den Mittelpunkt, wie er über seine Kräfte hinaus Baumstämme, die im Wasser trieben, aber quer lagen, gerade rücken sollte. Da ja im Klappentext schon zu lesen ist, daß er eines Tages Bellini nach dem Leben trachten würde, stellt es sich für mich anders da. Dalee, immer schon ein empathischer Elefant, der seinem Mahut und dessen Sohn diente, wurde im Alter nicht bösartig oder aggressiv, sondern er hat Rache geübt an den Menschen, von denen er glaubte, sie hätten ihn zu guter Letzt im Stich gelassen und zugesehen, wie einer der Strafgefangenen ihn mit einer Pfeilspitze attackierte, um seine Leistung zu erhöhen. Das ist meine Meinung zu Dalee, vor dem ich große Ehrfurcht habe.

Dieses Buch empfehle ich gerne weiter, es ist unbedingt lesensweert.