Dämonische Ballerinen?

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malibu Avatar

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Eine Balletakademie – für Liebhaber des Balletts willkommen, doch die die damit nichts anfangen können, unvorstellbar. Die Protagonistin des Buches „Dance of Shadows“ wird an der berühmtesten und besten Akademie aufgenommen, doch hat sie eher die Suche nach ihrer Schwester im Sinn als das eigentliche Tanzen.

Vanessa hat nur ein Ziel – sie mag ihre Schwester finden, die genau wie sie auf der Ballettakademie in New York war. Aus einem unerfindlichen Grund ist diese aber auf einmal verschwunden. Vanessa glaubt nicht daran, dass sie tot ist und macht sich auf die Suche in ihrer Zeit auf der Akademie nach ihrer Schwester. Vanessa ahnt noch nicht, was für Ausmaße ihr Dasein auf der Akademie haben wird und das nicht alles so ist, wie es aussieht...

Man wird gleich in den mystischen Bann des Buches gezogen. Die Autorin hat einen leichten Schreibstil, der es dem Leser leicht macht, einzusteigen. Als junggebliebener Erwachsener ist es dann doch eher ein Buch für Jugendliche, das merkt man gleich. Aber das tut dem keinen Abbruch, es fesselt einen trotzdem und man möchte wissen, was passiert ist mit Margaret.

Das Cover zieht auch sofort das Augenmerk auf sich, es hat etwas Romantisches und Dämonisches zugleich. Auch der Prolog zeigt, dass es spannend werden könnte – was den Leser nur noch gespannter auf das Werk macht.

Vanessa ist eine normale Teenagerin, so hat es den Anschein. Eigentlich ist sie ziemlich reif für ihre 15 Jahre, zudem eine offene Person, die gleich Freunde findet auf der Akademie. Aber auch sie spürt, dass dort etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Leser werden die Protagonistin gleich liebgewinnen und mit ihr mitfiebern. So kann es auch nicht lange dauern, bis der männliche Part der Story auf sie trifft – natürlich gut aussehend und wie ein Engel, wie auf sie geschnitten. Die Dreiecksbeziehung kann auch hier nicht ganz ausbleiben, denn es taucht ein weiterer Junge auf, zu dem sie sich gleichzeitig hingezogen wie abgestoßen fühlt. Irgendwie erinnert dies dann doch stark an House of Night, Shadow Falls Camp und andere ähnlich geschriebenen Fantasyromane von der Art und Weise, wie sich die Protagonistin zu welchen hingezogen fühlt.

Es kommen ziemlich viele Charaktere vor, manchmal hat man hier Probleme diese immer zuzuordnen, wer nun wer ist und wie diese ticken. Jeder hat aber seine Rolle und darf in dieser Geschichte einfach nicht fehlen, sonst wäre ein tiefes Loch in der Welt der Charaktere. Die Autorin hat diese schön ausgesucht und für den Leser gut dargestellt. Das Kopfkino macht gleich zu Anfang mit, man hat alles vor Augen und fühlt sich, als wäre man selbst dabei, wenn auch nur als Zuschauer der Geschichte.

Im Laufe der Geschichte passiert etwas mit Vanessa, sie wird dem Leser etwas unsympathisch durch ihre arrogante Art. Sie ist lang nicht mehr das offene, normale Mädchen, das sie zu Anfang war. Vor allem Zep und Justin umgibt hier die geheime Aura, welche sich auf Vanessa nicht gerade gut auswirken. Verbergen tun beide Jungen etwas, das sticht dem Leser ganz klar hervor. Genau dieses Wissen, das sie nicht ganz vorbringen durch ihre Taktiken und Gespräche, zieht den Leser nur noch mehr in den Lesefluss. Doch irgendetwas stört nach dem zweiten Drittel des Buches – es schwächt etwas ab, etwas zwischenmenschliches. Jedoch möchte man trotzdem wissen, was mit den Ballerinas passiert ist, die einfach verschwunden sind, was es mit der Ballettschule auf sich hat.

Der Schreibstil und die Art, wie die Autorin den Roman niedergeschrieben hat, machen es einem möglich, nahtlos von Zeile zu Zeile zu hüpfen. Man verliert sich in den Zeilen fast so wie die Tänzerinnen in ihrem leidenschaftlichen Tanz. Auf der Spur des Geheimnisses vergisst man die Welt um sich herum und nimmt nur noch das Geschehen innerhalb des Buches wahr. Die Autorin hat es geschickt eingefädelt, den Leser auf der Spannungskurve zu halten, seine Neugier zu entfachen und sich immer wieder aufs Neue zu fragen, was denn hier eigentlich los ist. Dass sich hier aber immer alles im Kreise dreht und es eigentlich wenig Neues hervorbringt, stört den Lesefluss dann doch etwas. Das Buch hätte gut 100 Seiten weniger haben können, in welchen die Handlung sich ja doch nur immer wiederholt.

Es ist erstaunlich, wie ein Buch mit derartigen Schwächen den Leser fesseln kann – so auch mich – denn es gibt immer wieder Widersprüche in den einzelnen Sequenzen. Sind Vanessas Freunde der Meinung, ihre Bedenken sind Humbug, Vanessa sieht das aber alles als sehr real an, wird im nächsten Kapitel der Spieß wieder umgedreht und es verhält sich genau anders herum. Entweder hat sich die Autorin hier verzettelt, wer hier eigentlich was glaubt oder aber sie hat dies mit Absicht getan, um den Leser zu verwirren – was ihr allerdings gelang. Man weiß langsam selbst nicht mehr, wer denn jetzt eigentlich an was glaubt oder eben nicht und ob man das für bare Münze nehmen kann, wenn wieder irgendwer mit etwas hervorkommt.

Ganz klar für das Buch sprechen die knisternden Gefühle der Charaktere, diese sind gut ausgearbeitet worden und man fühlt es fast selber. Es ist schon außergewöhnlich, aus einem Roman über Ballett etwas so mystisches zu schaffen und dann den Leser auch noch gefesselt zu halten, auch wenn sich vieles widerspricht und einiges einem dann doch gegen den Strich geht. Fängt der Prolog spritzig an, zieht sich das Buch bis zum letzten Drittel durch ständige Wiederholungen der Handlungen doch sehr hin. Nur der Schluss haut dann doch wieder die Spannungskurve nach oben und lässt auch die Leselust wieder steigen, denn hier kann man das Finale gar nicht abwarten, was dann geschieht.

Die Idee der Geschichte ist wirklich sehr gut, aber so gut ausgearbeitet wie sie sich anhört, ist sie dann doch nicht. Hier verspricht das Cover und der Klappentext mehr als eingehalten werden kann. Mich haben hier leider zu viele Dinge gestört, um von der eigentlich gut ausgedachten Geschichte bezaubert zu werden. Was anfangs vielversprechend war, hat sich im Laufe des Buches bei mir in wenig aufgelöst.

Da es dann doch wieder packend wurde – wenn auch leider erst im letzten Drittel wieder - kann es jedoch nicht ganz abgetan werden als Reinfall. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung kann hier jedoch leider nicht vergeben werden, dafür sind es dann doch zu viele Schwächen auf einem Haufen, die jedoch der Spannung und der kurzweiligen Unterhaltung für einen mystischen Ausflug keinen Abbruch tun! Hier passt die Bezeichnung Jugendroman dann doch eher wie die Faust aufs Auge – für junggebliebene Erwachsene ist dies dann evtl. doch etwas zu wenig, um diese richtig zu packen.